Donnerstag, 9. Dezember 2004
Lichtblick im Dunkel der Rüge
Ich bin zu müde, um näher auf Einzelheiten eingehen zu können, doch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich, was meine gestrige Rüge betrifft, heute ein bisschen an dem geschnuppert habe, was ich gestern noch schmerzlich vermisste.

Da ich mich über dieses unzureichende Verhalten seitens des Redakteurs mir gegenüber so ärgerte, konnte und wollte ich heute nicht mehr als das zwingend notwendigste mit ihm reden, was ihm unverkennbar auffiel. Während ich mich mit dem anderen Arbeitskollegen, der mit uns das Büro teilt, freundlich unterhalten würde, würde ich ihn mit Missachtung bestrafen, äußerte er sich eine Antwort für mein Verhalten suchend mir gegenüber. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht, aber mir war einfach nicht nach Konversation mit ihm zumute.

Nach zähem und nicht nachlassendem Ringen seinerseits erläuterte ich ihm – auf die mir für ihn schonend möglichste Weise – die für mich empfundenen Missstände und das Bedauern darüber, dass er mir dieses „man kann es nicht lernen, man muss es im Gespür haben“ am Wochenende gleich zweimal so hart vors Gesicht knallte, um es mal ein wenig plump zu formulieren, worauf er sich mehrfach entschuldigte. Er sei halt auch nur Mensch, könne demgemäß nicht alles wissen. „Keiner kann alles wissen, das verlangt ja auch niemand“, erwiderte ich. „Es wäre nur schön gewesen, wenn Du mir das auch mitgeteilt hättest, dann hätten wir beide ja nach einer Antwort suchen können, aber so fühlte ich mich dieses Gespür nicht besitzend einfach nur als minderwertig“, ergänzte ich erklärend.

Um es zu verkürzen, denn Müdigkeit pocht inzwischen doch schon eindringlich schmerzend an meinen Kopf, ... nach diesem Gespräch, wirklich unmittelbar danach, ging er los, um einige Zeitungen (Süddeutsche, FAZ, TAZ, Bild, Abendblatt) zu besorgen, um jene, auch in Bezug auf unsere Ausgabe, nach verschiedenen Kriterien mit mir zu besprechen. Dabei äußerte er sich dahingehend, dass er inzwischen doch schon betriebsblind geworden sei und auch dankbar darüber ist, dass ich diesen Anspruch hege, weil er daraus auch lernen würde.

Er war es auch, der ganz alleine anregte, mir bei der nächsten Produktion der Lokalsausgabe „die Kappe aufzusetzen“, wobei mich so viel Verantwortung wahrscheinlich doch wieder überfordern würde. Andererseits fand ich es löblich, dass er sich meiner Sorgen annahm.

Vielleicht kann ich mir in der kommenden Woche ja auch bloß ein bisschen diese Kappe aufsetzen oder es zumindest versuchen. Wir werden sehen, obwohl, versuchen will ich es.

Und was die Analyse der Zeitungen betrifft, hoffe ich, dass das zukünftig zu einer festen wöchentlichen Aufgabe wird, aus der wir beide – unsere Ansprüche betreffend - gestärkt hervorgehen.

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