Montag, 3. Januar 2005
Frage des Selbstwerts
pattyv, 22:23h
Schmerz liegt in der Luft. Ich atme Pein, die von der eigenen Unzufriedenheit genährt aus dem Kelch des mangelnden Selbstwerts quillt. In der selbst gesuchten Isolation finde ich keinen klaren Gedanken, jedoch die Ruhe, um niemandem mit diesem trostlosen Ich, das sich einzig durch Bekundungen von Außen definiert, zu quälen.
Habe an der Reißleine gezogen – die kassenärztliche Vereinigung angerufen, in der Hoffnung, dass sie mir vielleicht helfen können. Habe jetzt zumindest drei Telefonnummern ...
Ja, ich schweige, halte jenes – ganz gemäß des Sprichworts „Reden ist silber, Schweigen ist gold“ für die schonendere Variante des menschlichen Miteinanders, wenngleich sie Stagnation bedeutet. Streit, den sähe ich vorprogrammiert, ist mir einfach zuwider. Lieber schlucke ich, auch schon alleine deshalb, weil mir meine Ansichten so gesellschaftsfern und damit verständnislos erscheinen.
Bedingt durch den Umstand, dass Kapitalversicherungen nach dem 31. Dezember 2004 besteuert werden, habe ich Ende des vergangenen Jahres noch schnell eine Lebensversicherung abgeschlossen, was natürlich mit weiteren festen Kosten im Monat einhergeht. Um jenen - neben den weiteren erhöhten Kosten, die durch die Steuerreform nicht aufgefangen werden – gerecht zu werden, kam mir die Idee eines Nebenjobs, der, vorausgesetzt die Geschäftsleitung spielt mit, diese finanzielle Kluft überwinden könnte, weshalb ich die Idee, im Gegensatz zu meinem Pan, auch nicht weiter verwerflich finde, wobei mein Vorhaben bis dato nur bei der Idee blieb.
Positiv gilt zu erwähnen, dass ich heute noch an einem Gedichtwettbewerb teilgenommen habe, obgleich mir mein Beitrag angesichts meiner emotionalen Instabilität zu lächerlich erscheint.
Habe an der Reißleine gezogen – die kassenärztliche Vereinigung angerufen, in der Hoffnung, dass sie mir vielleicht helfen können. Habe jetzt zumindest drei Telefonnummern ...
Ja, ich schweige, halte jenes – ganz gemäß des Sprichworts „Reden ist silber, Schweigen ist gold“ für die schonendere Variante des menschlichen Miteinanders, wenngleich sie Stagnation bedeutet. Streit, den sähe ich vorprogrammiert, ist mir einfach zuwider. Lieber schlucke ich, auch schon alleine deshalb, weil mir meine Ansichten so gesellschaftsfern und damit verständnislos erscheinen.
Bedingt durch den Umstand, dass Kapitalversicherungen nach dem 31. Dezember 2004 besteuert werden, habe ich Ende des vergangenen Jahres noch schnell eine Lebensversicherung abgeschlossen, was natürlich mit weiteren festen Kosten im Monat einhergeht. Um jenen - neben den weiteren erhöhten Kosten, die durch die Steuerreform nicht aufgefangen werden – gerecht zu werden, kam mir die Idee eines Nebenjobs, der, vorausgesetzt die Geschäftsleitung spielt mit, diese finanzielle Kluft überwinden könnte, weshalb ich die Idee, im Gegensatz zu meinem Pan, auch nicht weiter verwerflich finde, wobei mein Vorhaben bis dato nur bei der Idee blieb.
Positiv gilt zu erwähnen, dass ich heute noch an einem Gedichtwettbewerb teilgenommen habe, obgleich mir mein Beitrag angesichts meiner emotionalen Instabilität zu lächerlich erscheint.
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Dienstag, 14. Dezember 2004
Unberührtes Land
pattyv, 09:36h
Als wir, mein Pan, Jo und ich am Sonntag auf dem Gospelkonzert der „Golden Gospel Singers“ waren, einem Konzert, das ich aufgrund des Arrangements der aus Harlem stammenden Mitglieder und der unvorhergesehenen wirklich komischen – im Sinne von erheiternden – Vorkommnisse als gelungene und wundervolle Abwechslung, in der die Welt für einen friedvollen Moment stillzustehen schien, empfand, kam, ich glaube es war mein Pan, auf meine im Jahr 2000 verfasste Magisterarbeit zu sprechen: „Zeitknappheit als gesellschaftliches Problem der Gegenwart“.
Sinngemäß lautete seine Aussage, dass ich es – unter diesen Umständen - doch eigentlich besser wissen müsse, dabei bin alles andere als ein Schlüsselträger zu des Rätsels phänomenbehafteter Lösung.
Wenn ich meine mich umgebende Situation ein wenig näher beleuchte, stelle ich fest, dass mir derzeit meine allgemeine Unwissenheit zum Zeit schluckenden Verhängnis wird. Ich habe mich bis dato nie wirklich für Politik interessiert, betrachte mich in dieser Thematik – wie in so vielen anderen Bereichen (Geschichte, Wirtschaft, Geographie, Sport, Technik) - auch als völligen Dümmling, der nun von null an alles aufarbeiten möchte, wobei genau darin aber auch die Problematik liegt, weil ich vom Hundertsten ins Tausendste komme, wenn ich einen Artikel lese und darin Begrifflichkeiten finde, die ich für mich erst zu klären habe, bevor ich den Artikel in Gänze verstehen kann.
Seit einiger Zeit – ich glaube zwei Wochen - habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, täglich den Ticker (samt Artikel) der Welt zu lesen (und die daraus resultierenden Fragen zu klären). Seit diesem Zeitpunkt bleibt mir zuhause kaum noch Zeit, meine eigenen Belange zu erledigen oder auch nur ansatzweise etwas zu realisieren, was ich als Freizeitausgleich titulieren könnte.
Nein, ich staple nicht tief, bin wissensbedingt aber leider doch so unberührt wie ein Stück Land, welches Zeit seines Lebens – einzig getränkt von Sonne, Wasser und Wind - wild vor sich hin wucherte, wobei aus diesen naturalen Zugaben aber kein nährstoffreicher Boden erwuchs.
Sinngemäß lautete seine Aussage, dass ich es – unter diesen Umständen - doch eigentlich besser wissen müsse, dabei bin alles andere als ein Schlüsselträger zu des Rätsels phänomenbehafteter Lösung.
Wenn ich meine mich umgebende Situation ein wenig näher beleuchte, stelle ich fest, dass mir derzeit meine allgemeine Unwissenheit zum Zeit schluckenden Verhängnis wird. Ich habe mich bis dato nie wirklich für Politik interessiert, betrachte mich in dieser Thematik – wie in so vielen anderen Bereichen (Geschichte, Wirtschaft, Geographie, Sport, Technik) - auch als völligen Dümmling, der nun von null an alles aufarbeiten möchte, wobei genau darin aber auch die Problematik liegt, weil ich vom Hundertsten ins Tausendste komme, wenn ich einen Artikel lese und darin Begrifflichkeiten finde, die ich für mich erst zu klären habe, bevor ich den Artikel in Gänze verstehen kann.
Seit einiger Zeit – ich glaube zwei Wochen - habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, täglich den Ticker (samt Artikel) der Welt zu lesen (und die daraus resultierenden Fragen zu klären). Seit diesem Zeitpunkt bleibt mir zuhause kaum noch Zeit, meine eigenen Belange zu erledigen oder auch nur ansatzweise etwas zu realisieren, was ich als Freizeitausgleich titulieren könnte.
Nein, ich staple nicht tief, bin wissensbedingt aber leider doch so unberührt wie ein Stück Land, welches Zeit seines Lebens – einzig getränkt von Sonne, Wasser und Wind - wild vor sich hin wucherte, wobei aus diesen naturalen Zugaben aber kein nährstoffreicher Boden erwuchs.
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Donnerstag, 9. Dezember 2004
Lichtblick im Dunkel der Rüge
pattyv, 02:16h
Ich bin zu müde, um näher auf Einzelheiten eingehen zu können, doch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich, was meine gestrige Rüge betrifft, heute ein bisschen an dem geschnuppert habe, was ich gestern noch schmerzlich vermisste.
Da ich mich über dieses unzureichende Verhalten seitens des Redakteurs mir gegenüber so ärgerte, konnte und wollte ich heute nicht mehr als das zwingend notwendigste mit ihm reden, was ihm unverkennbar auffiel. Während ich mich mit dem anderen Arbeitskollegen, der mit uns das Büro teilt, freundlich unterhalten würde, würde ich ihn mit Missachtung bestrafen, äußerte er sich eine Antwort für mein Verhalten suchend mir gegenüber. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht, aber mir war einfach nicht nach Konversation mit ihm zumute.
Nach zähem und nicht nachlassendem Ringen seinerseits erläuterte ich ihm – auf die mir für ihn schonend möglichste Weise – die für mich empfundenen Missstände und das Bedauern darüber, dass er mir dieses „man kann es nicht lernen, man muss es im Gespür haben“ am Wochenende gleich zweimal so hart vors Gesicht knallte, um es mal ein wenig plump zu formulieren, worauf er sich mehrfach entschuldigte. Er sei halt auch nur Mensch, könne demgemäß nicht alles wissen. „Keiner kann alles wissen, das verlangt ja auch niemand“, erwiderte ich. „Es wäre nur schön gewesen, wenn Du mir das auch mitgeteilt hättest, dann hätten wir beide ja nach einer Antwort suchen können, aber so fühlte ich mich dieses Gespür nicht besitzend einfach nur als minderwertig“, ergänzte ich erklärend.
Um es zu verkürzen, denn Müdigkeit pocht inzwischen doch schon eindringlich schmerzend an meinen Kopf, ... nach diesem Gespräch, wirklich unmittelbar danach, ging er los, um einige Zeitungen (Süddeutsche, FAZ, TAZ, Bild, Abendblatt) zu besorgen, um jene, auch in Bezug auf unsere Ausgabe, nach verschiedenen Kriterien mit mir zu besprechen. Dabei äußerte er sich dahingehend, dass er inzwischen doch schon betriebsblind geworden sei und auch dankbar darüber ist, dass ich diesen Anspruch hege, weil er daraus auch lernen würde.
Er war es auch, der ganz alleine anregte, mir bei der nächsten Produktion der Lokalsausgabe „die Kappe aufzusetzen“, wobei mich so viel Verantwortung wahrscheinlich doch wieder überfordern würde. Andererseits fand ich es löblich, dass er sich meiner Sorgen annahm.
Vielleicht kann ich mir in der kommenden Woche ja auch bloß ein bisschen diese Kappe aufsetzen oder es zumindest versuchen. Wir werden sehen, obwohl, versuchen will ich es.
Und was die Analyse der Zeitungen betrifft, hoffe ich, dass das zukünftig zu einer festen wöchentlichen Aufgabe wird, aus der wir beide – unsere Ansprüche betreffend - gestärkt hervorgehen.
Da ich mich über dieses unzureichende Verhalten seitens des Redakteurs mir gegenüber so ärgerte, konnte und wollte ich heute nicht mehr als das zwingend notwendigste mit ihm reden, was ihm unverkennbar auffiel. Während ich mich mit dem anderen Arbeitskollegen, der mit uns das Büro teilt, freundlich unterhalten würde, würde ich ihn mit Missachtung bestrafen, äußerte er sich eine Antwort für mein Verhalten suchend mir gegenüber. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht, aber mir war einfach nicht nach Konversation mit ihm zumute.
Nach zähem und nicht nachlassendem Ringen seinerseits erläuterte ich ihm – auf die mir für ihn schonend möglichste Weise – die für mich empfundenen Missstände und das Bedauern darüber, dass er mir dieses „man kann es nicht lernen, man muss es im Gespür haben“ am Wochenende gleich zweimal so hart vors Gesicht knallte, um es mal ein wenig plump zu formulieren, worauf er sich mehrfach entschuldigte. Er sei halt auch nur Mensch, könne demgemäß nicht alles wissen. „Keiner kann alles wissen, das verlangt ja auch niemand“, erwiderte ich. „Es wäre nur schön gewesen, wenn Du mir das auch mitgeteilt hättest, dann hätten wir beide ja nach einer Antwort suchen können, aber so fühlte ich mich dieses Gespür nicht besitzend einfach nur als minderwertig“, ergänzte ich erklärend.
Um es zu verkürzen, denn Müdigkeit pocht inzwischen doch schon eindringlich schmerzend an meinen Kopf, ... nach diesem Gespräch, wirklich unmittelbar danach, ging er los, um einige Zeitungen (Süddeutsche, FAZ, TAZ, Bild, Abendblatt) zu besorgen, um jene, auch in Bezug auf unsere Ausgabe, nach verschiedenen Kriterien mit mir zu besprechen. Dabei äußerte er sich dahingehend, dass er inzwischen doch schon betriebsblind geworden sei und auch dankbar darüber ist, dass ich diesen Anspruch hege, weil er daraus auch lernen würde.
Er war es auch, der ganz alleine anregte, mir bei der nächsten Produktion der Lokalsausgabe „die Kappe aufzusetzen“, wobei mich so viel Verantwortung wahrscheinlich doch wieder überfordern würde. Andererseits fand ich es löblich, dass er sich meiner Sorgen annahm.
Vielleicht kann ich mir in der kommenden Woche ja auch bloß ein bisschen diese Kappe aufsetzen oder es zumindest versuchen. Wir werden sehen, obwohl, versuchen will ich es.
Und was die Analyse der Zeitungen betrifft, hoffe ich, dass das zukünftig zu einer festen wöchentlichen Aufgabe wird, aus der wir beide – unsere Ansprüche betreffend - gestärkt hervorgehen.
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Mittwoch, 8. Dezember 2004
Förderliche Ausbildung? Ich möchte Lernen dürfen!
pattyv, 00:19h
Es ist wirklich schämenswert erstaunlich, wie wenig ich - nach nun über sieben monatiger Zugehörigkeit im Verlag - noch immer vom Prozedere des Zeitungsmachens weiß. Ein Umstand, der mich gerade in den letzten beiden Tagen sehr erzürnt. Vielleicht bilde ich es mir ja auch nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass ich mit Klarheit schaffenden Informationen an der kurzen Leine gehalten werde, um weiter in dem Abhängigkeitsverhältnis zu meinem mich ausbildenden Redakteur zu stehen. Ein paar wenige Male habe ich bei ihm diesen Missstand schon anzudeuten versucht, was aufgrund seines sehr raschen Beleidigtseins aber eine äußerst prekäre Angelegenheit ist, doch irgendwie scheint er mich in diesem Punkt nicht verstanden zu haben (oder nicht verstehen zu wollen).
Vom Pan, der ebenfalls schon Volontäre ausgebildet hat (und selbst ein zweijähriges Volontariat absolvierte), weiß ich, dass seitens meiner vor Ort unmittelbar stattfindenden Ausbildung so viel mehr möglich wäre, wenn der für mich zuständige Redakteur auch mal Texte mit mir besprechen und auf meine Fragen eingehen würde, anstatt mich mit einem „das kann man nicht lernen, das muss man im Gespür haben“ abzuspeisen, wenn ich ihn beispielsweise nach den Kriterien für den Aufmacher auf der Titelseite frage. Wie oft sehe ich mich mit meinen Fragen alleingelassen. Ich wüsste nicht, was ich in diesem Zusammenhang ohne den Pan täte, der sich für jede meiner Fragen Zeit nimmt und wenn ich mich als noch so begriffstutzig erweise.
[Bin jetzt gedanklich aus dem Konzept geraten: Jo rief an. Telefonierten über eine Stunde.]
Dienstag heißt bei uns Produktionstag. Ich kann gar nicht sagen, wie groß meine Lücken sind, wie wenig ich im Detail Bescheid weiß. Die Anzeigenverkäufer, die Technik, alles läuft über „ihn“, den oben erwähnten Redakteur, der mir die Infos nur portions- aber nicht überblicksweise weitergibt (ich empfinde es zumindest so). In den zwei Wochen in Hagen erfuhr ich, dass der Großteil der dort am Seminar Teilnehmenden schon in Gänze alleinverantwortlich ihre Ausgaben produzieren. Davon bin ich mehr als nur weit entfernt. Mir fehlt die Übung, die Routine, ich hadere viel zu sehr an layoutbezogenen Stilvorlagen, an Abständen, Laufweiten, des für mich unbekannten Arbeitens am Mac, der Entscheidung der Auswahl an Mitnehmenswerten und und und ... [und schon wieder Telefon, diesmal mein Pan, der eben vom Icehockey (Zuschauer) zurückkam] ...
Als ich im August die drei Wochen Urlaubsvertretung in Bad Kissingen übernahm, habe ich nach drei Monaten Betriebszugehörigkeit erstmalig Gesamtzusammenhänge erahnen können, weil ich dort (in Relation) erstens ganz alleine auf mich gestellt und zweitens auch für die komplette Ausgabe zuständig war. Klar war ich froh, als man mir die temporär zugedachte verantwortende Last wieder von den Schultern nahm, andererseits wünschte ich mir für Würzburg, dass ich sukzessive mehr und mehr in den entstehenden Schaffensprozess mit eingebunden würde, damit ich im Februar, während „seines“ Urlaubs alleine zurecktkäme, was ich bereits heute, so betrüblich ich diese Annahme finde, mit großer Wahrscheinlichkeit verneinen kann.
Vielleicht liegt es ja auch an mir, weil ich viel zu wenig beharrlich bin, „ihn“ nicht dränge!?
Dabei möchte ich doch bloß eine förderliche Ausbildung, um mich für die Zukunft und meinen eigenen Anspruch bestmöglich zu qualifizieren.
Vom Pan, der ebenfalls schon Volontäre ausgebildet hat (und selbst ein zweijähriges Volontariat absolvierte), weiß ich, dass seitens meiner vor Ort unmittelbar stattfindenden Ausbildung so viel mehr möglich wäre, wenn der für mich zuständige Redakteur auch mal Texte mit mir besprechen und auf meine Fragen eingehen würde, anstatt mich mit einem „das kann man nicht lernen, das muss man im Gespür haben“ abzuspeisen, wenn ich ihn beispielsweise nach den Kriterien für den Aufmacher auf der Titelseite frage. Wie oft sehe ich mich mit meinen Fragen alleingelassen. Ich wüsste nicht, was ich in diesem Zusammenhang ohne den Pan täte, der sich für jede meiner Fragen Zeit nimmt und wenn ich mich als noch so begriffstutzig erweise.
[Bin jetzt gedanklich aus dem Konzept geraten: Jo rief an. Telefonierten über eine Stunde.]
Dienstag heißt bei uns Produktionstag. Ich kann gar nicht sagen, wie groß meine Lücken sind, wie wenig ich im Detail Bescheid weiß. Die Anzeigenverkäufer, die Technik, alles läuft über „ihn“, den oben erwähnten Redakteur, der mir die Infos nur portions- aber nicht überblicksweise weitergibt (ich empfinde es zumindest so). In den zwei Wochen in Hagen erfuhr ich, dass der Großteil der dort am Seminar Teilnehmenden schon in Gänze alleinverantwortlich ihre Ausgaben produzieren. Davon bin ich mehr als nur weit entfernt. Mir fehlt die Übung, die Routine, ich hadere viel zu sehr an layoutbezogenen Stilvorlagen, an Abständen, Laufweiten, des für mich unbekannten Arbeitens am Mac, der Entscheidung der Auswahl an Mitnehmenswerten und und und ... [und schon wieder Telefon, diesmal mein Pan, der eben vom Icehockey (Zuschauer) zurückkam] ...
Als ich im August die drei Wochen Urlaubsvertretung in Bad Kissingen übernahm, habe ich nach drei Monaten Betriebszugehörigkeit erstmalig Gesamtzusammenhänge erahnen können, weil ich dort (in Relation) erstens ganz alleine auf mich gestellt und zweitens auch für die komplette Ausgabe zuständig war. Klar war ich froh, als man mir die temporär zugedachte verantwortende Last wieder von den Schultern nahm, andererseits wünschte ich mir für Würzburg, dass ich sukzessive mehr und mehr in den entstehenden Schaffensprozess mit eingebunden würde, damit ich im Februar, während „seines“ Urlaubs alleine zurecktkäme, was ich bereits heute, so betrüblich ich diese Annahme finde, mit großer Wahrscheinlichkeit verneinen kann.
Vielleicht liegt es ja auch an mir, weil ich viel zu wenig beharrlich bin, „ihn“ nicht dränge!?
Dabei möchte ich doch bloß eine förderliche Ausbildung, um mich für die Zukunft und meinen eigenen Anspruch bestmöglich zu qualifizieren.
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Freitag, 3. Dezember 2004
Nach elf Jahren: Einladung zum Kaffee
pattyv, 22:02h
Ist das nicht der total liebenswürdige Wahnsinn? Nach elf Jahren meldet sich heute morgen völlig unerwartet meine ehemalige Französisch- und Englischlehrerin, die vor zwei Jahren – wie ich Anno 1993 – nach Würzburg gezogen ist. Gut, Wertheim, der Ort an dem ich aufwuchs und zur Schule ging, ist zwar nicht wirklich weit von Würzburg entfernt (45 Kilometer), aber immerhin. Im Display erkannte ich eine ortsansässige Nummer. Ich war – wie fast jeden Morgen – wieder mal in Eile, wollte nur noch schnell, was bei mir relativ ist, meine Haare föhnen, ging dann wohl auch mit einer hektischen Stimme ans Telefon, um nach ihren begrüßenden Worten einfach nur noch perplex zu sein. Freudig perplex!
Der angebundenen Eile wegen (mein Pan fährt in Bälde mit dem Zug am Hauptbahnhof ein) nur die gestraffte Kurzversion:
Sie habe meinem Namen schon ein paar Mal in der Zeitung gelesen, wollte mich schon öfter anrufen, sei aber bis dato nie dazugekommen. Jetzt, wo sie über Zeit verfüge (sie macht gerade eine Chemotherapie und ist insofern krank geschrieben), wollte sie es endlich mal realisieren. So leid mir die Umstände des Anrufes auch taten, so sehr freute ich mich, sie zu hören. „Wie gut, dass ich nicht Müller heiße“, konterte ich anfangs noch ein wenig spaßig, bevor sie mir über den erneuten Ausbruch des Krebses Auskunft gab. Zur Erläuterung sollte ich vielleicht für die mich nicht mit vollen Namen kennenden Leser erwähnen, dass ich einen sehr exotisch klingenden italienischen Nachnamen habe, den es in ganz Deutschland nur dreimal - mein Vater, mein Bruder und ich. - im Telefonbuch gibt, aber das nur am Rande erwähnt. Ja, ich freute mich wirklich, sagte ihr das auch am Telefon, doch ich war sprachlich spontan leider nicht so vermögend, es in die passenden Worte des mich vereinnahmenden Gefühls zu kleiden. Für mich hieß ihr Anruf zweierlei. Erstens, dass sie sich nach so vielen Jahren noch immer an mich erinnert (man bedenke, wie viel Schüler sie wohl in all den Jahren noch begegnet sein mag) und zweitens, dass sie mich als Person zumindest ein bisschen wertschätzen muss, denn sonst gäbe es nicht den Hauch eines Grundes, sich bei mir zu melden. Ehrlich gesagt, aber das teilte ich ihr natürlich nicht mit, war ich erstaunt, auch wenn es sich wahrscheinlich blöd anhören mag, dass sie noch unter den Lebenden weilt. Ein ehemaliger Klassenkamerad, mit dem ich in sehr sporadischem Kontakt stehe, teilte mir vor einiger Zeit (ein paar Jahren) mit, dass es Frau J. gar nicht gut gehe, sie Krebs habe, sie deswegen auch von der einstigen Schule gegangen sei, was sie mir im heutigen Telefonat bestätigte. Ich weiß nicht wann, vielleicht letztes Jahr, als meine Mutter selbst an Krebs erkrankte, aber ein paar Mal fragte ich mich in der Vergangenheit schon, wie es ihr wohl ergangen ist, ob sie noch lebt, ... und dann heute dieser Anruf.
Erstaunlich finde ich auch, dass sie die wenigen Briefe, die ich ihr nach der Schulzeit von einem mehrmonatigem stationären Aufenthalt meinerseits geschrieben habe (bis heute wusste ich gar nichts mehr davon), alle aufgehoben hat, den letzten erst vor einigen Tagen erneut gelesen hat, wobei ich an dieser Stelle - um Missverständnissen vorzubeugen - hinzufügen möchte, dass mein Aufenthalt damals thematisch nicht ansatzweise etwas mit ihrem Krankheitsbild zu tun hatte.
Eigentlich war es ja nur ein Anruf und dann auch wieder nicht, da sie meinen Tag durch diese Geste mit etwas ganz Wertvollem bereichert hat. Ja, ich fühlte mich durch diesen Anruf beschenkt, weil sie meine Person wertschätzte, mich am Ende des Telefonats auch fragte, ob ich mit ihr einen Kaffee trinken würde.
Klar würde ich!
Und jetzt bin ich am überlegen, ob ich ihr – aus diesem wunderbaren Glücksgefühl heraus – nicht einfach eine Postkarte schreiben soll, um sie an diesem Gefühl, das sie selbst auslöste, teilhaben zu lassen.
Obwohl, jetzt werde ich es nicht mehr schaffen, ... der Zug des Pans, ich muss mich beeilen, mehr als das.
Der angebundenen Eile wegen (mein Pan fährt in Bälde mit dem Zug am Hauptbahnhof ein) nur die gestraffte Kurzversion:
Sie habe meinem Namen schon ein paar Mal in der Zeitung gelesen, wollte mich schon öfter anrufen, sei aber bis dato nie dazugekommen. Jetzt, wo sie über Zeit verfüge (sie macht gerade eine Chemotherapie und ist insofern krank geschrieben), wollte sie es endlich mal realisieren. So leid mir die Umstände des Anrufes auch taten, so sehr freute ich mich, sie zu hören. „Wie gut, dass ich nicht Müller heiße“, konterte ich anfangs noch ein wenig spaßig, bevor sie mir über den erneuten Ausbruch des Krebses Auskunft gab. Zur Erläuterung sollte ich vielleicht für die mich nicht mit vollen Namen kennenden Leser erwähnen, dass ich einen sehr exotisch klingenden italienischen Nachnamen habe, den es in ganz Deutschland nur dreimal - mein Vater, mein Bruder und ich. - im Telefonbuch gibt, aber das nur am Rande erwähnt. Ja, ich freute mich wirklich, sagte ihr das auch am Telefon, doch ich war sprachlich spontan leider nicht so vermögend, es in die passenden Worte des mich vereinnahmenden Gefühls zu kleiden. Für mich hieß ihr Anruf zweierlei. Erstens, dass sie sich nach so vielen Jahren noch immer an mich erinnert (man bedenke, wie viel Schüler sie wohl in all den Jahren noch begegnet sein mag) und zweitens, dass sie mich als Person zumindest ein bisschen wertschätzen muss, denn sonst gäbe es nicht den Hauch eines Grundes, sich bei mir zu melden. Ehrlich gesagt, aber das teilte ich ihr natürlich nicht mit, war ich erstaunt, auch wenn es sich wahrscheinlich blöd anhören mag, dass sie noch unter den Lebenden weilt. Ein ehemaliger Klassenkamerad, mit dem ich in sehr sporadischem Kontakt stehe, teilte mir vor einiger Zeit (ein paar Jahren) mit, dass es Frau J. gar nicht gut gehe, sie Krebs habe, sie deswegen auch von der einstigen Schule gegangen sei, was sie mir im heutigen Telefonat bestätigte. Ich weiß nicht wann, vielleicht letztes Jahr, als meine Mutter selbst an Krebs erkrankte, aber ein paar Mal fragte ich mich in der Vergangenheit schon, wie es ihr wohl ergangen ist, ob sie noch lebt, ... und dann heute dieser Anruf.
Erstaunlich finde ich auch, dass sie die wenigen Briefe, die ich ihr nach der Schulzeit von einem mehrmonatigem stationären Aufenthalt meinerseits geschrieben habe (bis heute wusste ich gar nichts mehr davon), alle aufgehoben hat, den letzten erst vor einigen Tagen erneut gelesen hat, wobei ich an dieser Stelle - um Missverständnissen vorzubeugen - hinzufügen möchte, dass mein Aufenthalt damals thematisch nicht ansatzweise etwas mit ihrem Krankheitsbild zu tun hatte.
Eigentlich war es ja nur ein Anruf und dann auch wieder nicht, da sie meinen Tag durch diese Geste mit etwas ganz Wertvollem bereichert hat. Ja, ich fühlte mich durch diesen Anruf beschenkt, weil sie meine Person wertschätzte, mich am Ende des Telefonats auch fragte, ob ich mit ihr einen Kaffee trinken würde.
Klar würde ich!
Und jetzt bin ich am überlegen, ob ich ihr – aus diesem wunderbaren Glücksgefühl heraus – nicht einfach eine Postkarte schreiben soll, um sie an diesem Gefühl, das sie selbst auslöste, teilhaben zu lassen.
Obwohl, jetzt werde ich es nicht mehr schaffen, ... der Zug des Pans, ich muss mich beeilen, mehr als das.
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