Donnerstag, 26. Februar 2004
Alles oder Nichts!
Wo soll ich anfangen? Dass ich enttäuscht bin?

Dass die, die enttäuschen, diese Zeilen aber nicht lesen werden?

Gestern fragte mich mein Pan, ob ich keinen Stolz, kein Ehrgefühl habe. Ich spüre, dass ich verletzbar bin, aber ist alleine diese Tatsache ein Nachweis dafür, dass ich über ein Ehrgefühl verfüge?

Vielleicht mangelt es mir auch nur an gesundem Menschenverstand oder warum versuche ich zu jemandem, der mich öffentlich bezichtigte, eine von jenen zu sein, „die meint, alles und jeden mit Sex bezahlen zu können“ und zu diese Aussage selbst noch heute – nach über einem dreiviertel Jahr der erstmaligen Veröffentlichung (Originalzitat aus seiner heutigen Mail: „Die Zeilen sind vollkommen richtig, ich stehe hinter jedem Wort“, wobei anzumerken ist, dass die Seite, auf der das stand, inzwischen geschlossen ist) – steht, wieder freundschaftlichen Kontakt aufzubauen?! Und das trotz jeder neuen Verletzung, die so zahlreich in seinen Mails stecken?

Es gab schon mal eine Phase, da habe ich ihn als Absender geblockt, weil ich von dem, der mir so Unglaubliches unterstellt, keine Nachricht mehr erhalten wollte (wer lässt sich schon gerne freiwillig verletzen?). Mein Pan meinte, dass es besser gewesen wäre, wenn ich es dabei gelassen hätte, andererseits dachte ich mir, dass er doch irgendwann wieder zur „Besinnung“ kommen müsste, um zumindest eine Freundschaft mit mir pflegen zu können, doch da hatte ich wohl gefehlt. Vor zwei, drei Wochen habe ich – in Erinnerung an die wirklich gute Freundschaft, die wir einst einmal hatten - die Blockierung wieder aufgehoben, um den Versuch einer Anknüpfung an die damalige freundschaftliche Verbundenheit zu starten, was sich leider erneut als Fehler erwiesen hat.

Heute hat Manfred, so heißt er, Geburtstag, wird 40 Jahre alt.

Heute ist aber auch der Tag, an dem ich (wieder einmal) Abschied nehmen will, obwohl es in mir brodelt und ich viele seiner Unterstellungen zurechtrücken möchte, obwohl ich weiß, dass es wieder nichts brächte. Wir reden bzw. schreiben völlig aneinander vorbei. Ich weiß noch nicht einmal, ob er meine Zeilen richtig liest: Ich schreibe ihm von Klemens, meinem Pan, und er schreibt Karsten. Ich habe mir vorgenommen, ihm nicht mehr auf seine zuletzt gesandte Mail zu antworten. Ich werde ihn als Absender zwar nicht blocken, doch ich hoffe, ich halte das durch (da ich mit niemandem in einer bösen Verbindung stehen möchte, versuchte ich in der Vergangenheit immer wieder mal, die Freundschaft zu ihm aufleben zu lassen, was jedoch bis heute „krankt“). Er schrieb, dass er ALLES oder NICHTS wolle, eine Freundschaft sei ihm zu wenig. Ich antwortete schon einst, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Obwohl ich seiner Zeilen wegen sehr aufgebracht bin, riss ich mich zusammen, um ihm eine, was er aber nicht weiß, Abschiedskarte, in der ich alleinig auf seinen Geburtstag und nicht auf die in der Mail gemachten Äußerungen einging, zu schreiben. Eine Karte, die meines Erachtens lieb geschrieben ist, obwohl ich andererseits schon wieder befürchte, dass er irgendetwas darin missverstehen könnte, oder wie er es zu sagen pflegt, sich „geohrfeigt“ fühlt.

Und wer enttäuscht noch?

Jemand, der sich mein Freund nennt, der mir Halbwahrheiten offenbart, ohne zu wissen, dass ich die ganze Wahrheit kenne.

Warum sind Menschen nur so?

Und mein Pan?! Er wird, sofern ihn der Mut nicht verlässt, in Bälde schon ganz nah von seinem „kleinen Wutbolzen“ eine eigene Wohnung haben, die er jedoch nur für eine unbestimmte, angstüberwindende Zeit offiziell alleine bewohnen muss.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 23. Februar 2004
Gegen das Vergessen
„Grausamer Unfall forderte Menschenleben – Drei weitere Personen wurden lebensgefährlich verletzt

Ein Bild des Grauens bot sich den Rettungssanitätern des Wertheimer Roten Kreuzes, die am gestrigen (12.05.1989) frühen Nachmittag zu einem Unfall zwischen Kreuzwertheim und Röttbach gerufen wurden. Ein jeep-ähnliches Fahrzeug mit vier Personen aus Richtung Röttbach war auf der Gefällstrecke nach Kreuzwertheim aus bisher noch ungeklärten Gründen ins Schleudern geraten. Den Spuren zufolge prallte das Auto zuerst gegen die linke und dann gegen die rechte Baumreihe, dazwischen überschlug es sich mehrfach. Die hintensitzenden Personen wurden während des Unglücks herausgeschleudert und dabei lebensgefährlich verletzt. Von den beiden jungen Menschen, die angeschnallt waren, konnte noch einer, ebenfalls schwer verletzt, geborgen werden. Für den anderen kam jede Hilfe zu spät.“

Der Unfall, er liegt schon so viele Jahre zurück, jährt sich dieses Jahr zum 15.ten Male und doch: ich kann ihn nicht vergessen, fühle es wie damals, obwohl ich selbst nie im Wagen saß.

Was aus dem Zeitungsartikel nicht hervorgeht: Die vier waren gerade unterwegs zu ihrer Abschlussfeier (Wirtschaftsschule), hätten in Bälde ihre Lehrstellen – und damit auch einen neuen Lebensabschnitt – angetreten. Was aus den anderen drei geworden ist, weiß ich nicht. Ich weiß lediglich, dass Thomas B., der Fahrer des Wagens, zunächst sein Bein, das man ihm aber wieder annähen konnte, bei dem Unfall verloren hatte.

Der Verstorbene, Patrick, er war meine erste große (Jugend-)Liebe. Heute hätte er Geburtstag, wäre 33 Jahre alt geworden, wenn, ja wenn NICHT passiert wäre, was passiert ist.

Es gibt kein Jahr, an dem ich mich nicht an seinen Geburtstag erinnern würde! Damals, als er starb, waren wir schon 6 Jahre nicht mehr zusammen, aber ich sah ihn immer in der Schule, wobei wir leider nie mehr als ein „Hallo“ miteinander austauschten, obgleich ich es mir immer anders gewünscht habe (und er zudem keinen wirklich guten Ruf hatte, was die Treue betrifft).

Wahrscheinlich klingt es irrsinnig, wenn ich erzähle, dass uns – ich 14-, er 12-jährig – eine Schwimmbadsaison miteinander verband, in welcher der Austausch von Küssen die größte Intimität zwischen uns war. Und doch: So intensiv habe ich nie wieder geliebt!

Ich hatte im (nicht unmittelbaren) Anschluss daran eine knapp 10-jährige Beziehung zu einem Mann, von dem ich emotional abhängig war. Im Rückblick, sprich im Abstand dazu, kann ich auf jeden Fall behaupten, auch ihn aufrichtig geliebt zu haben, doch es war anders, ganz anders - UND Patrick, er ging mir auch in diesem Durchleben dieser Partnerschaft NIE aus dem Kopf, obwohl ich wusste, dass wir nie wieder zusammenkommen würden.

Seit dieser einen, „UNSERER“ Saison war jeder Besuch im Freibad – die Betonung liegt auf JEDER – davon geprägt, dass ich hoffte, ihn auch mal wieder zu sehen, obwohl wir uns ja nur „zuHALLOten“. Wahnsinn! Ich glaube nicht, dass ich jemanden dieses Gefühl beschreiben kann, dieses sich umsehende, ihn erhoffende, vielleicht schon im Schwimmbad vorfindende oder vielleicht doch noch ankommende und erflehende Gefühl und dann die Enttäuschung, wenn er wieder mal nicht da war. In diesen ganz sechs Jahren sah ich ihn nicht wirklich oft im Schwimmbad, doch es gab wirklich keinen Tag, an dem ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte.

Als ich dann von dem Verkehrsunfall erfuhr, puhhh, ... selbst im jetzigen Erinnern daran kommen mir die Tränen, weil es so endgültig ist, weil es doch so nah ist, weil das Gefühl die Jahre überdauerte, obwohl ich annehme, dass ich Vieles verkläre, was ich aber hier nicht weiter ausführen möchte.

1989 wurde ich das erste Mal mit einem Tod, der mich im Gefühl berührte, getroffen. Ich fragte mich, wie das wohl zukünftig aussehen würde. Die personelle Anteilnahme an Patricks Beerdigung war überwältigend. Wie lange würden sich all jene – außer die unmittelbar Verwandten – die so viele Tränen vergossen, auch in der Zukunft an ihn erinnern? Ich war innerlich zu gelähmt, um weinen zu können. In mir steckte das blanke Entsetzen! Es dauerte einige Wochen, bis sich diese Blockade löste und ich anfangen konnte, Trauerarbeit zu leisten. Ich schwor mir, dass ich ihn in all meiner Zukunft nie vergessen würde, trage seitdem ein Bild, auf dem er nie weiter altern wird, während die Jahre mein Gesicht zunehmend zeichnen, von ihm in meinem Portemonnaie. Mein Erinnern an ihn ist so jung wie sein Bild von einst, auf dem die Zukunft keine Spuren mehr hinterlassen kann.

Und die Schwimmbadbesuche: Ich musste sie in einem langen Prozess erst wieder mit neuen Inhalten füllen. Ich weiß nicht, wie lange ich gebraucht habe, bis ich wieder einen für mich eigenen Grund, den des Gefallens, gefunden habe, diesen einen bestimmten Ort aufzusuchen.

Inzwischen wohne ich schon seit zehn, bald elf, Jahren in Würzburg, wobei diese sich hier befindlichen Schwimmbäder von diesen einstigen Gedanken unberührt sind, da der Verbund geographisch sehr viel weit westlicher anzuordnen ist und ich im Laufe der Jahre loszulassen (aber nie vergessen!) gelernt habe.

In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, Du mir noch im Herzen wohnender Patrick

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 20. Februar 2004
Eingetaucht in das Licht flutender Arme
Bemerkenswerterweise hat mich die Dusche heute schon vor Einbruch der Dunkelheit mit ihrem erfrischendem Strahl benetzt. Ja, es ist jetzt 12:36 Uhr und ich bin tatsächlich schon geduscht.

Sich in der Sonne badend, aalt sich das nach milden Temperaturen sehnende Feld, das sich vor meinem Balkon allmählich immer mehr grünend ausbreitet. Der Eitelkeit meiner Frisur wegen wird es allerdings noch ein klein wenig dauern, bis ich mich – diesem Feld ähnelnd – der Sonne ergebe, doch ich freue mich auf den Moment, wo mich ihr warmes Licht in ihre flutenden Arme taucht.

Den Vormittag habe ich hauptsächlich damit verbracht, eine skriptal ausgefallene Bewerbung als Volontärin für die Bundesärztliche Vereinigung in Berlin zu kreieren, wobei jene – bedingt durch die beiden Praktikas in den Pressestellen der Stadt und der Uni Wü – mittlerweile durch Arbeitsproben angereichert sicherlich einen Blick des Personalers wert sein dürften.

Mein Pan ist wegen der anstehenden Wahl am kommenden (nicht dieses!) Wochenende in einer Landespressekonferenz, die üblicherweise dienstags abgehalten wird. Nun ja, ... im Herzen sind wir trotz alledem stets vereint und morgen, ja morgen werden sich unsere Lippen wieder zu einem realen Kuss vereinen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Thomas as Wilbur
Habe eben 1,5 Std. mit einer wirklich treuen Seele, Thomas (aus Regensburg), in dem ich mehr den geistig-verbundenen Bruder statt den Freund sehe, gesprochen. Immer dann, wenn ich mit ihm, der mir altersbedingt drei Jahre voraus ist, telefoniere, was wir vielleicht alle 2-3 Monate realisieren, fällt mir auf, wie sehr ich das Gespräch mit ihm schätze. Er verfügt über eine vortreffliche Eloquenz, die ich in dem Maße nur noch von einem ehemaligen Philosophieprofessor her kenne. Das Skurrile an unserer Verbindung ist das, dass wir beide eher ein negatives und pessimistisches Weltbild haben, es Zeiten gibt, in denen wir beide wetteifern, wem mehr Lebenspech widerfährt, was hin und wieder soweit geht, dass wir in schallendem Gelächter enden, obwohl es eigentlich doch traurig ist.

Ja, Thomas fühlt in vielen Situationen ähnlich wie ich. Er ist auch einer der wenigen, der versteht (auch weil er es selbst so praktiziert), dass ich, wenn ich mich niedergeschlagen und nicht daseinsberechtigt fühle, nicht ans Telefon gehe, was manch andere – sicherlich zu Recht aus Sorge heraus – schon an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat, wobei mein Pan im Wiederwahlversuch sicherlich jede Fingerkuppen-Hornhaut-Meisterschaft gewonnen hätte.

Kennengelernt haben wir uns vor, ich weiß gar nicht wie vielen Jahren, auf einer Busreise nach Paris. Schon damals beeindruckte mich sein sprachliches Ausdrucksvermögen sowie seine Belesenheit. Er ist auch der einzige, den ich kenne, der bewusst seinen Fernseher aus seinem Haushalt verbannt hat – und das schon etliche Jahre bevor ich ihn kannte. Weltfremd ist er deswegen aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, vielleicht noch sehr viel aufmerksamer als gewöhnliche Zeitgenossen, weil ihm das Mittel der Ablenkung und Zerstreuung fehlt, wobei das nicht heißen soll, dass

a) der Fernseher alleinig diesen Zweck erfüllt und es

b) nicht andere Möglichkeiten der Zerstreuung gäbe

Thomas ist ... einfach Thomas! Man muss ihn kennen, um diese Aussage nachvollziehen zu können. Ein Lebenshaderer könnte ich in Kürze formulieren, aber das würde nur eine winzige Facette seines Seins widerspiegeln.

Thema des heutigen Gesprächs war der Tod. Nicht nur, aber doch vornehmlich. Sein Vater starb vor einem halben Jahr und dieses Ereignis hat er noch immer nicht verarbeitet, was ich auch verständlich finde. Ich erzählte ihm, dass Karls (er kennt ihn von meinen Erzählungen) Vater vor knapp zwei Wochen auch verstorben sei. Auch der derzeitig besiegte Krebs meiner Mutter und meine Furcht vor einem Rezidiv, den ich vielleicht durch ein unbedachtes Verhalten ihr gegenüber wieder auslösen könnte, da der Krebs ja bekanntermaßen von innen kommt, war Gegenstand unserer Unterhaltung.

Thomas hat so etwas – für sich selbst gar nicht Wahrnehmendes – Liebenswertes wie Wilbur aus „Wilbur wants to kill himself“, den Film, den die meisten Leser – bis auf den Pan – wohl kaum kennen werden, obwohl er so unglaublich nachfühlbar, zum Lachen und Weinen zugleich, zum Entdecken des Gefühls in sich, ist.

Und wen es doch interessiert:

http://www.wilbur-derfilm.de/

http://www.phlow.net/nu_archives/000596.html

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 19. Februar 2004
Die Spiegelung des Himmels-Ich im Tagwerk
Der heutige Himmel weist nicht minder entscheidungslose Etappen wie mein splitterndes Ich, das sich aus Fragmenten des gegebenenfalls Möglichen zusammensetzt, auf, wobei die witterungsbedingte Fluktuation am Firmament einen klimatischen Antrieb als motivierenden Umgestalter aufweisen kann, während ich mir selbst den dynamischen Wind des Vorankommens vorzustellen habe, um das anstehende Tagwerk mit all seinen Facetten auflodern zu lassen.


Mich der fortgeschrittenen Stunde wegen nach dem bereits gelebten Heute umblickend, bleibt jedoch nicht viel, das aufzuzählen gilt.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 18. Februar 2004
Von Küßchen und Küssen
Mein armer Pan, er sorgt sich so oft um mich, denkt, dass ich ihn wegen eines anderen verlassen könnte, dabei kann ihm doch niemand das Handtuch (das gefällt mir einfach besser als der Begriff das Wasser, obwohl selbiges unser aller Lebenselexier ist) reichen.

Andererseits kann ich ihn so unglaublich gut verstehen, weil ich selbst oft diese Gedanken und Ängste in mir trage, ich ihm des Zweifels aber weitaus mehr Anlass gebe, da sich mein Bekannten- und Freundeskreis – bis auf eine Ausnahme – nur aus Männern rekrutiert. Der Umstand, dass ich jene schon vor ihm kannte und sie Bestandteil meines Lebens waren, bevor der Pan in mein Leben trat, ändert daran aber wirklich nicht viel, auch das kenne ich aus eigenem Empfinden heraus.

Wer intensiv liebt, sich auf dieses Gefühl einlassen und sich darin geborgen fühlen kann, hat natürlich Angst, dieses Gefühl missen zu müssen.

Sicherlich kann ich meinen Freunden Küsschen geben, doch meine Küsse gehören einzig dem Pan.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 17. Februar 2004
Pleasantville
Ein Leben wie im Film, ja, das wünsche ich mir hin und wieder, vielleicht auch stets (?), wobei ich es mir aber nur nicht eingestehen mag, zumindest nicht offiziell, weil es für den, der es hört oder liest, realitätsfern klingen könnte, sehr wahrscheinlich auch ist.
Erst gestern war ich im Kino: Wie entzückend leicht doch selbst deren massive Problemlagen erschienen! Aber es redet sich natürlich sehr einfach, wenn man selbst nicht involviert ist und fremde Schwierigkeiten nur aus der Zuschauerperspektive wahrnimmt.

Worum geht es also?

- Übernahme einer Rolle, die nicht die meine ist und ich damit auch nicht zur Verantwortung gezogen werden kann?

- Leben eines Lebens, dessen Szenen bei Nichtgefallen einfach noch einmal gedreht werden können?

- Eliminierung von realen Emotionen, die a) negativ behaftet und b) einer Dominoreihe gleich immer weitere, allerdings unvorhergesehene (nicht im „Drehbuch“ stehende) und problemerzeugende Effekte erzielen?

Ich weiß es nicht genau. Ich möchte Leichtigkeit, nicht Schwere. Ich möchte Probleme, denen ich gewachsen bin, nicht solche, die mich unter ihnen begraben.

Klar, wer will das nicht?!

Und doch wachsen andere an ihren bewältigten Aufgaben, wobei bei mir dieser Lerneffekt ausbleibt – LEIDER!

Irgendwie fehlt mir das „Gen“ der Entwicklung.

Und was die Arbeitslosigkeit betrifft, sie ist noch immer vorhanden! Am 15.08. jährt sie sich sogar zum ersten Mal. Alleine das Schreiben darüber versetzt mich in Scham.

Mein Leben scheint stillzustehen. Mit 35 Jahren, vorausgesetzt, ich bekäme denn mal bald einen Job, mit Altersvorsorge zu beginnen, wird ein wirklich „aufregendes Vergnügen“!


Habe vorhin wieder bei LTUR einen Flug + Unterkunft nach New York gesehen, zwar etwas teurer als gestern, aber doch so bezahlbar, dass ein jedes Portemonnaie über das Preis-Leistungs-Verhältnis enchantiert wäre. Die Hemmschuhe von gestern konnten wir über Nacht leider nicht abstreifen (ein halbes Jahr Probezeit lässt sich nun mal nicht in 24 Stunden durchleben), was zwar betrüblich, aber allem voran auch verständlich ist.

Manchmal „übermannen“ mich diese hedonistischen Gedanken einfach, ohne dass ich meinen Verstand einschalte.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Vom Valentin zum Fabio
Was für ein Valentinstag!

Um 09:26 Uhr erreichte mein Pan – wegen einer Wohnungsbesichtigung zwei Stunden früher als üblich – den Würzburger Hauptbahnhof. Meinem schlechten Ruf folgend, kam ich wieder mal zu spät, diesmal sogar 20 (!!!) Minuten – sorry Peppel-Pan!

Doch anstatt böse oder verärgert zu sein, bekam ich sogar noch eine Rose geschenkt, obwohl mir das, besonders an diesem weihnachtshypeähnelnden Floristentag, eher unangenehm war.

Nicht dass mich diese Geste nicht erfreute, doch irgendwie betrübt es mich, wenn Blumen für mich frühzeitig ihr Leben lassen müssen (auch wenn sie schon im Vorfeld geschnitten wurden und im Laden standen) und dadurch eine gesamt verminderte Lebensdauer haben, weil der Mensch das Abschneiden ohne Rückfrage an sie für guthieß. Hinzu kommt das schlechte Gewissen, vergleichbar zum Weihnachtsbaum, den man sich für ein paar Tage hält und dann einfach wieder entsorgt, obwohl er für diesen Status einige Jahre des Wachstums benötigte. Ja, dieses schlechte Gewissen darüber, dass die Verweildauer beim Menschen nicht in einem angemessenen Verhältnis zu der ihm(Weihnachtsbaum)/ihr(Blume) innewohnenden Anlage steht. Der Wertschätzung und Achtung der Blume gegenüber, trockne ich all jene, die man mir zuteil werden ließ, was sich im Laufe der Jahre dann doch als Problem erwiesen hat (nicht, dass ich so viele Blumen geschenkt bekomme habe, aber im Laufe eines 34-jährigen Lebens sammeln sich nun mal doch so einige an).


Die Wohnungsbesichtigung war zwischen 10:00 und 11:00 Uhr (innerhalb dieses Zeitfensters war der Vermieter vor Ort). Hinsichtlich der Aufregung war ich doch relativ gelassen, da mein Pan und ich uns in der Zwischenzeit darauf geeinigt hatten, dass der Pan zunächst die Wohnung alleine beziehen wird und ich, wenn ich meine Scheu davor verloren habe, nachkommen werde. Die betrachtete Wohnung im Zweierweg lag strategisch ungünstiger als die zuvor am Mittwoch gesehene; verfügte zudem über mehrere Nachteile hinsichtlich der anderen, wobei das jetzt nicht erörterungswürdig ist, war aber, um es abzurunden, erstens 120 Euro günstiger, was, wenn die Miete zunächst einer alleine dafür bezahlen muss, ein entscheidendes Kriterium ist, und zweitens im Allgemeinen so schlecht nun auch wieder nicht. Aber auch das wollte ich nicht erzählen!

So gegen 14:00 besuchten mein Pan und ich meine Schwester in der Würzburger Frauenklinik. Während wir uns dorthin auf den Weg machten, begegnete uns, dem gleichen Vorhaben folgend, meine Ma, mein Onkel und meine Oma, die mit uns dann gemeinsam das Krankenhaus aufsuchten. Als wir Möpfes (meine Schwester) Zimmer betraten, stand – neben einer großen Lücke - nur noch der Nachttisch da, das Bett war weg. Bei den Schwestern nachgefragt, erfuhren wir, dass sie noch im Kreissaal sei, was uns alle in eine Mischung aus Erstaunen, Furcht, Neugierde und Freude versetzte, schließlich war sie erst in der 35.Woche, was theoretisch nicht unbedingt etwas heißen muss, aber doch kann.

Ich verkürze mal wieder!

Sie kam am Freitag, den 13.02. um 23:30 Uhr in den Kreissaal, entließ den kleinen Fabio aber erst am 14.02. um 13:33 Uhr mit 2.550g Lebendgewicht, was mich zum 2.ten Mal in fünf Jahren hat Tante werden lassen (zuvor durch meinen Bruder und seine Frau).
Entgegen der Vorschriften durften wir dann nach einer wartenden, in Ungeduld übenden Weile in „Zweiertrupps“ in den Kreissaal, der so ganz entgegen meiner Erwartung alles andere als steril (die verwendeten „Werkzeuge“ waren das aber bestimmt) und großräumig-anonym, sehr viel mehr harmoniebedacht war, vorrücken. Wie bescheiden winzig doch alles beginnt!

Inzwischen liegt der kleine Mann, der Frühgeburt wegen, im Wärmebett und steigert täglich seinen Durst (1.Tag trank er 5 Gramm, 2.Tag 10 Gramm und heute sage und staune 30 Gramm!)

Und nun, der fortgeschrittenen Zeit wegen, nur noch Stichpunktartiges:

- Jo trifft sich morgen, seit Jahren, das erste Mal wieder mit einer Frau. Bin (an)gespannt, was er erzählen wird!

- War heute Mittag mit Bernhard in „Was das Herz begehrt“, ein Film mit Jack Nicholson, den ich als durchaus empfehlenswert anpreisen kann.

- Und das Betrübliche am Abend: Bei LTUR gab es ein Superlastminuteangebot (für den 19.02.) für vier Tage New York (mit Flug und Hotel) für 355.- Euro. Ich wäre entzückt gewesen, wenn ich mit meinem Pan diesen Flug hätte antreten können, doch ich weiß auch, dass er noch in der Probezeit steckt, und bereits letzte Woche schon einmal 2 Tage frei hatte, z.B. wegen der Wohnungsbesichtigung.

Ja, es wäre grandios gewesen, mit dem Pan einmal kurzzeitig diesem Alltag zu entfliehen, zumal zu solch einem Angebot, aber UNSER Zeitpunkt wird schon noch kommen, insofern mache Dir keinerlei Gedanken, wenn Du diese Zeilen liest, Peppel-Kle.

Es ist in Ordnung so! Ganz gewiss!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 13. Februar 2004
Verlorenes Kinder-Ich in den Weiten der Hemisphäre eines Schuhs
Vorhin habe ich mich gefragt, wie lange ich wohl noch leben werde?!

Wie lange werde ich noch hier bleiben, wenn weder vorzeitige Krankheit noch Unglück mich dahinrafft?

Vielleicht noch einmal 35 Jahre?!

Und wo werde ich in 10 Jahren sein?

Wird die Angst sich weiter intensivieren, so wie ich glaube, dass sie es die letzten Jahre vollzog?

Mit meinem (fortgeschrittenen) Alter kann ich mich für die gravierenden Lücken meiner Daseinsbewältigung nun nicht mehr mit selbigem entschuldigen. Und doch fühle ich mich in mir so oft völlig verloren und hilflos, einfach nur klein, sowohl vom Selbstwert- als auch vom Verantwortungsgefühl.

Mein Verstand weiß, wie ich mich in dieser Erwachsenenwelt aufzuführen habe, um nicht als „zurückgebliebenes“ Kind, das in der Hülle eines „Großen“ steckt, aufzufallen, doch dieses Leben der Ausgewachsenen, in deren Rolle ich manchmal – einer Pflicht oder einer Erwartung wegen – schlüpfe, zehrt sehr an meinen Kräften.

Manchmal erscheint es mir so, als ob man mir viel zu große Schuhe für die Bestreitung des Lebenswegs gegeben hat. Schuhe, in denen sich meine kleinen Füße verlieren, Schuhe, mit denen ich - der Übergröße wegen – kaum einen Schritt vor den anderen setzen kann, Schuhe, die so groß sind, dass ein mögliches Bestreben, durch zurückgelegte und erfolgreich bestrittene Wege in sie hineinzuwachsen, erst gar nicht aufkeimt, da die Kluft zwischen Fuß und Schuh eine derartige Weite aufweist, dass alle bisherigen positiv geschöpften Erfahrungen sich wie das Dunkel in der Nacht verlieren.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 12. Februar 2004
Lebensmüde
Ich bin des Lebens müde.

Dass ich mein Leben nicht geregelt bekomme, es, was Risiken - selbst die minimalistischster Natur - und Verantwortung betrifft, auf essentieller Sparflamme lebe, ist hinreichend bekannt. Ich selbst habe mich mit diesem Zustand schon arrangiert (nicht dass ich damit zufrieden bin, aber ich verharre lieber in dem Bekannten, als mich mit meiner Angst, die mit physischen Beeinträchtigungen einhergeht, auseinanderzusetzen. Kurzum: Ich wage NICHTS! Den Beinamen „Schissermaus“ trage ich in dieser Hinsicht sicherlich mehr als gerechtfertigt.

Inzwischen bin ich aber nicht mehr alleine. Seit über sieben Monaten habe ich meinen Pan, der seit gestern mit mir auch farblich schmückend verbunden ist, an meiner Seite.

Nicht mehr alleine zu sein heißt aber auch, sich um das Wohl des anderen zu bemühen, sich für die Belange des anderen zu interessieren, Verantwortung für ein WIR zu tragen und vieles weitere mehr, wobei gerade darin der Nagel zum Sarg dieser Beziehung zu stecken scheint, denn was meine Übernahme des Teils dieser Theorie betrifft, versage ich gänzlich.

Es ist fatalerweise sogar so, dass ich den Menschen, der mir am meisten am Herzen liegt, traurig mache, insofern genau das Gegenteil von dem erreiche, was ich mir für ihn wünsche. Gäbe es mich nicht, hätte der sich für mich stets aufopfernde Pan ein recht beschwerdefreies und gewiss stress- und hetzfreieres Leben.

Die gestrige Wohnungsbesichtigung ist ein weiterer Beweis meiner Unfähigkeit, auch nur menschenähnlich am Leben teilzunehmen. Mein armer Pan nahm sich extra Urlaub, ahnte aber schon, was auf ihn zukommen würde. Und er behielt Recht, obwohl es an der Wohnung nichts auszusetzen gab. Nein, wirklich nicht! Die Lage, abgesehen von den Parkmöglichkeiten, war vorzüglich, auch die ruhigen, älteren Nachbarn, nicht minder der Ausblick auf die Festung und das Käppele sowie der Parkettboden und der Umstand, dass alles neu renoviert wurde.

Manchmal, wenn ich mich von außen beobachte, wenn ich wahrnehme, wie verängstigt ich bin, wenn ich feststelle, wie sehr mein Leben durch diese Ängste eingeschränkt ist, dann habe ich mir schon oft gedacht, dass ich in ein betreutes Wohnen müsste, weil ich selbst so kaum lebensfähig bin, obwohl ich mir natürlich nichts anmerken zu lassen versuche.

Die Ängste siegen! Vielleicht verstecke ich mich ja auch hinter ihnen, aber selbst wenn, was nutzt das Bewusstsein darüber?! Raucher wissen, dass Zigaretten Krebs erwirken können; Übergewichtigen ist selten unbekannt, dass Obst, Gemüse und Bewegung vorteilhaft für sie wären, doch hält das weder den Raucher von der Zigarette noch den Adipösen von den anderen schmackhaften Nahrungsmitteln fern. Und ich, um den Lichtkegel der Aufmerksamkeit wieder auf mich zu schwenken, bade gerne in der (vielleicht nur vermeintlichen) Sicherheit des Bekannten.

Ein „Trau Dich!“ hilft in diesem Fall wahrscheinlich genauso viel wie „Iß weniger, anderes!“

Kann ein schlanker Raucher, der den Konsum beenden möchte, die Problematik eines Übergewichtigen, der abzunehmen versucht, verstehen, ein nichtrauchender Übergewichtiger die des aufhörenwollenden Rauchers? Wo sind die Grenzen des Verstehenshorizonts?

Stelle ich mein zu Gebendes neben das des Pans, verpufft es mit Lichtgeschwindigkeit im Nichts der unwiederbringlichen Unendlichkeit. Ich sagte es ihm vorhin: Das Verhältnis ist – zu seinem Nachteil - ein unausgewogenes.


Solange das Leben ohne jeglichen Anspruch an meine Person ist, erscheine ich nach Außen recht unkompliziert, offen, interessiert, kommunikativ, charmant, einfach als Teil derer, die sich Menschen nennen und diesen Planeten besiedeln, doch sobald sich auf dem Weg des Lebens auch nur ein Kieselstein als zu nehmende Hürde im Sinne einer Anforderung an mich selbst erweist, ziehe ich mich - aufgrund von Überforderung – zurück, verliere jeglichen realen Bezug zum verstandsgeleiteten Ich und glaube fest an ein Scheitern bzw. Versagen. In dieser Phase – und das Leben verläuft nun mal selten reibungslos - bin ich dann für jeden, der auch immer wie gearteten Kontakt zu mir wahren sollte, unerträglich schwierig, ja kompliziert, da ich mich unlogisch, schweigsam und extrem unzugänglich verhalte.

Ich weiß nicht, wie man es mit mir aushalten kann?!


Das Gefühl des Wertlosen, des Unzureichenden, es ist immer in mir!


17:30 Uhr: Eben rief Möpfe, meine Schwester, an. „Ich weiß ja nicht, aber wenn Du die nächsten Tage nichts vorhast, könnten wir uns ja mal treffen“, meinte sie.

„Du und ich; Jens (ihr Mann), Du und ich oder Jens, Du, Kle (mein Pan) und ich?“, erwiderte ich fragend.

„Ja, also ...“, kam etwas zögerlich über ihre Lippen, und „Jens fährt mich jetzt in die Frauenklinik nach Wü (sie wohnen im ca. 45 km entfernten Wertheim), ich kann schon seit 72 Stunden nicht mehr schlafen, habe frühzeitige Wehen bekommen, in Würzburg soll das Ganze unter Kontrolle beobachtet werden“, folgte mich gänzlich in den Stand des Aktuellen versetzend.

Letzten Samstag ist Karls Vater verstorben (erstaunlicherweise wird er erst am 20.02.04 beerdigt!), vorgestern setzte Sandra, in Bälde meine Schwester ein neues Leben in diese Welt. Wie erschreckend fließend doch die Grenzen zwischen Leben und Tod manchmal verlaufen!

Mit einem heutigen Besuch wird sie zwar nicht rechnen, doch umso größer ist dann wahrscheinlich der Überraschungseffekt! Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen!

... link (0 Kommentare)   ... comment