Dienstag, 27. April 2004
Freudedezimierendes Telefonat
Die Angst zehrt mich auf!

Hatte eben ein Telefonat mit meiner Mum.

Ob ich mich nicht auf den Job freue?

Tja, was soll ich sagen?

Dass ich nicht darüber reden möchte, weil es mir noch mehr Angst macht?

Jetzt sitze ich hier und heule.

Ich ertrug das Gespräch nicht mehr.

Sie wollte das Thema einfach nicht wechseln, obwohl ich sie darum bat.

Ich konnte mich kaum noch zusammenreißen, um einigermaßen erleichtert, dass ich den Job habe, zu klingen.

Meine Andeutungen, sie verstand sie nicht.

Ich wollte ihr nicht miteilen, dass die Angst mich völlig im Griff hat, weil ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht und ihr evtl. zurückgekehrter Krebs dadurch weiter wuchert.

Ich wollte nur noch auflegen!

Jetzt denkt sie bestimmt, dass ich grundsätzlich etwas gegen diese Tätigkeit habe, aber eigentlich ist es egal, was für einen Job man mir angeboten hätte, da ich mir selbst nunmal gar nichts zutraue, außer das Bedienen vielleicht, was ich über Jahre ausübte.

Die Angst des Versagen wäre und ist immer da!

Ihre Freude, dass ich endlich einen Job habe, ist durch mein gerade an den Tag gelegtes Verhalten, das ich nicht anders, nicht schonender, zum Ausdruck bringen konnte, sicherlich erheblich dezimiert, wenn nicht gar gänzlich verschwunden.

Wie kann ich meinen Kopf ausschalten?!

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Wogen der Angst
Die Tage des Arbeitsantritts rücken näher ...

Damit einhergehend dieses mich in Gänze durchdringende Gefühl der Angst vor einem Versagen, primär auch davor, viel zu langsam zu sein.

Im Augenblick kann ich mich überhaupt nicht mehr beruhigen.

Am liebsten würde ich jetzt eine Dauerschlaftablette bis zum Montag nehmen, um nichts mehr fühlen zu müssen.

Und am Montag einfach davonlaufen ...

Komme gerade aus dem Kino: „Unter der Sonne der Toskana“ – laut Kinoprogramm eine romantische Komödie, die ich mir zur Ablenkung, welche für 113 Minuten u.a. aufgrund der faszinierenden Landschaftsbilder auch gelang, ansah.

Und jetzt?

Jetzt bestimmt mich wieder die Angst, die ich einerseits niemandem nachvollzieh- und
-fühlbar erklären kann, und gegen die ich mich andererseits nicht zu wehren weiß!

Morgen ist erst (soll heißen es folgen noch einige Tage, in denen ich mich richtig gut hineinsteigern kann in diese Panik, die mir der Gedanke des Versagens bereitet), aber auch schon Dienstag (ich kann mich nicht einmal mehr auf die nächste Woche vertrösten, wie ich es beispielsweise letzte Woche tat; nein, jetzt steht das unmittelbare Ereignis fast greifbar vor der Türe, die sich Anspruch nennt).

Min ganzer Körper steht unter dem Strom des Stressgefühls, das sich nur nach Entspannung sehnt.

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Freitag, 23. April 2004
Wer kann dazu schon Nein sagen?
Einer meiner regelmäßig abgesurften Sites lautet: www.wuewowas.de, wo sich unter anderem eine Rubrik mit Kleinanzeigen befindet, in denen auf Nebenbjobs verwiesen wird.

Die Referenz Film Fernsehproduktion GmbH habe ich dort in der vergangenen Zeit schon oft zur Kenntnis genommen. Und da ich – laut Straßenangabe - wusste, dass sie sich ganz in meiner Nähe befinden, habe ich seltsamerweise gerade heute einmal bewusst meinen Blick in diese Strasse, an der ich ziemlich häufig vorbeifahre, gewandt, um deren Geschäftsräume, die sich in einer der besten Wohngegenden Würzburgs befinden, von außen zu begutachten, wobei ich nichts weiter Auffälliges daran finden konnte und das Haus einen seriösen Eindruck machte.

Merkwürdig, dass sie gerade heute wieder eine Annonce eingestellt haben, in der sie für einen Schulungsfilm sowohl weibliche (weiblich 1: Alter: Mitte/Ende 30; weiblich 2: Alter: Anfang/Mitte 30) als auch männliche Statisten (Anfang 40) suchen.

„Die Statisten, von denen keine Erfahrung vorausgesetzt wird, sind im Hintergrund der Filmaufnahmen zu sehen“, lautet die weitere Ausführung des virtuellen Inserats.

Zeitlicher Rahmen: 1. bzw. 2. Mai. Tage, an denen ich mit meinem Pan zusammen bin.

Was also spricht dagegen, dort einmal anzurufen und nachzufragen, zumal der Stundenlohn bei 20 EUR liegt?

Nichts!

Gedacht, getan.

... wie bereits angedeutet – es handelt sich um einen Schulungsfilm, in dem es vielleicht einmal durchs Bild zu schlendern gilt, nichts Anstößiges. Und davon abgesehen kann mein Pan mit dabei sein und sich auch auf relativ bequeme Weise ein paar Euros, die er aufgrund der Umzüge sicherlich auch gut gebrauchen kann, verdienen.

Angeblich würde nach dem Windhundverfahren (wer zuerst kommt, malt zuerst) entschieden. Und da ich erst vor gut einer Stunde auf dieser Site war und die Anzeige zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingestellt war, denke ich, dass wir in diesem Belang gute Chancen haben, wobei mir mein Gesprächspartner mitteilte, dass letztendlich der Regisseur darüber entscheide, wen er sich als Statist für diesen Film vorstellen könne.

Wir werden ja sehen!

Ich empfände eine Dualbesetzung mit dem Pan und mir natürlich die vortrefflichste, wobei ich mich auch darüber freuen würde, wenn nur einer von uns beiden eine Möglichkeit bekäme, seine laienhafte Schauspielkenntnisse zum Ausdruck zu bringen.

Die, die mich kennen, dürften wissen, dass es mir natürlich nicht darum geht, im Rampenlicht irgendeines Filmes zu stehen, ich aber stets darum bemüht bin, das ökonomische Prinzip (viel Geld für wenig Arbeit) walten zu lassen, wenn sich denn eine Möglichkeit dazu bietet, was sich natürlich auch wieder förderlich auf die Freizeit auswirkt, da der verpflichtende Tempus sich vermindert.

Für mich hat Freizeit einen essentiellen Stellenwert, wobei ich dieser Ansicht mein Prinzip, mich selbst versorgen zu wollen, unterordne.

Momentan bin ich finanziell durch verschiedene Kosten, die mir durch einige Reparaturmaßnahmen, die mich diesen Monat überraschend ereilten, nahezu ausgebrannt, dennoch wollen mein Pan und ich in der Begleitung meines Onkels und dessen aus Chile stammender Freundin morgen nach Frankfurt zur Nacht der Museen, wo wir Kunstgenuss im ungewöhnlichen Rahmen zu finden gedenken. Dort, wo dem Besucher Lichtinstallationen, Künstlergespräche, Lesungen, Opernarien, Performances, Tanzdarbietungen dargeboten werden, dort, wo die 49 teilnehmenden Museen und Galerien nach eigenen Angaben, passende Akzente zu ihren jeweiligen Dauer- und Wechselausstellungen setzen.

Umsonst ist ja bekanntermaßen nur der Tod, der das Leben kostet, insofern ist das Einbringen zur Erwirtschaftung eines kleinen finanziellen Polsters zur Realisierung von Sonderwünschen manchmal einfach notwendig.

Und wieso sollte man nicht zugreifen, wenn sich im Vergleich zum Aufwand eine lukrative Chance bietet?

Morgen, spätestens übermorgen, wollte man sich diesbzgl. telefonisch bei mir zurückmelden.

Wait and see!

Mittlerweile gebe ich nichts mehr auf solche Versprechen.

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Habe gestern Kontakt zu einem Kunsthaus in Schleswig-Holstein aufgenommen, um jenen die auflagenlimitierten (75 Exemplare) Original-Lithographien zu Johann Wolfgang Goethes "Urfaust" von Armin Mueller-Stahl anzubieten, die sie selbst für 4.800 Euro offerieren.

In der angefragten Mail signierte ich lediglich mit meinem Namen, hinterließ weder Telefonnummer noch weitere Angaben zu meiner Person. Die schriftliche Antwort kam recht unverzüglich:

„Dank für die Nachricht. Selbstverständlich kaufen wir auch Graphik-Einzelblätter und Sammlungen der Klassischen Moderne und zeitgenössische Kunst. Wir bitten um Ihr Angebot.“

Bedingt durch meinen straffen Zeitplan kam ich bis heute Mittag nicht dazu, dieses Angebot, das ja eigentlich das Angebot des Pans ist, der jene Lithographien aus relativ beeinflussten Gründen ohne nennenswerten Eigengefallen erwarb, das ich natürlich mit ihm absprach, zu tätigen. In Anbetracht des Umstandes, dass weder sein Herz daran hängt und er aufgrund der in Bälde anstehenden lokalen Veränderung einige finanzielle Reserven benötigen wird, fragte ich ihn, ob er diese Lithographien nicht verkaufen wolle, wodurch alle anfallenden Kosten, die ihm bereits jetzt rechnerische Sorgenfalten auf die Stirn bannen, gedeckt wären und selbst das Loch (1.200 Euro) des an seine Exfreundin verliehenen Geldes, das er in Raten schon seit letzten Oktober zurückbezahlt bekommen sollte, was aber bis dato nicht eingetreten ist und er zudem schon abgeschrieben hat, gestopft wäre.

Ich erhielt eine grundsätzliche Zustimmung seinerseits (die einzelnen Blätter verließen bisher auch noch niemals die handgearbeitete Kassette, in der sie sich befinden), einzig der Glaube daran, dass man sie für den eigenen Kaufpreis wieder veräußern könne, fehlte. Ein Blick bei ebay verhieß ein Blick ins Leere, was mich zunächst selbst ein wenig mutlos werden lies, aber ich recherchierte ein wenig in den Weiten des Netzes und fand schließlich die Adresse im hohen Norden.

Heute Mittag klingelte dann das Telefon. Im Display nahm ich eine mir unbekannte Nummer wahr, die sich als das Kunsthaus, dessen Interesse scheinbar doch sehr groß sein muss, schließlich erkundigten sie sich einzig aus meinem Namen der Email-Adresse heraus nach meiner Telefonnummer (in dieser Hinsicht kam ihnen sicherlich der Vorteil zu Gute, dass ich einen italienischen Nachnamen habe, den es in ganz Deutschland nur dreimal – mein Vater, mein Bruder und ich - im Telefonbuch gibt), erwies.

Ich war ganz entzückt, diese Gunst dem Pan mitzuteilen, da sie vermuten lässt, dass er all seine finanziellen Schwierigkeiten, die ihn erschwerend zu den Umzügen treffen, in Bälde auflösen kann.

Vielleicht enthebt dieser potentielle Verkauf ihn von dem psychischem Stress, der ihm neben dem physischen, welchem er sich bei der Aus- und Einräumung der Wohnungen leider nicht entziehen kann, bleibt?

Momentan scheint es so, als hätte er die Karten in der Hand.

Mal sehen, wie hoch wir pokern können!

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Mittwoch, 14. April 2004
Killing me softly
Der Gedanke an morgen, die zweite Runde des Vorstellungsgesprächs, bestimmt mein ganzes Denken. Wie wird es weitergehen? Ich will und kann diese Tätigkeit zu den Konditionen 650.- Euro (1.Jahr), 750.- (2.Jahr) nicht ausüben.

Die Recherche beim Deutschen Journalistenverband (DJV) brachte folgende tarifliche Regelungen zum Vorschein.


xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 1. Jahr /// 2. Jahr

Volo Hörfunk xxxxxxxxxxx 1.386.- /// 1.644.- (+258.-)

Volo Tageszeitung xxxxxxx 1.646.- /// 1.907.- (+261.-)

"Mittelwert" aus beidem xx 1.502.- /// 1.775.- (+273.-)


Obwohl der Verlag das Unternehmen einer Zeitungsgruppe ist, und sich sogar im selben Gebäude befindet, ist er aber aufgrund seiner Eigenständigkeit nicht daran gebunden, tariflich zu zahlen.

Ich verstehe das einfach nach wie vor nicht! Meinetwegen sollen sie unter Tarif bezahlen, aber dann doch in einer solchen Höhe (siehe ggf. Mittelwert), die ein Leben auch ermöglicht.

Und während die Volontariate sowohl beim Hörfunk als auch bei der Tageszeitung im 2. Jahr eine Steigerung von über 250.- Euro erfahren, summiert der Verlag gerade mal 100.- Euro mehr auf.

Ich kann in dieser ganzen planerischen Absicht einfach nur eine völlig ungerechte Abzocke sehen, der ich mich einfach nicht unterwerfen möchte - und wenn ich wieder auf dem Schiff als Bedienung arbeiten muss!

Vielleicht hätte ich einfach nie studieren sollen, 1984, gleich nach Hauptschulende, zu Aldi gehen sollen, um den Ausbildungsberuf der Verkäuferin zu erlernen, der, wie ich seit gestern weiß, besser als das Verlagsvolontariat bezahlt wird.

Ich wünschte, mein Pan wäre da, obwohl er mir die Angst vor morgen sicherlich auch nicht nehmen könnte, wir sie aber gemeinsam besser durchleben könnten.

Was soll ich den Verantwortlichen (Chef- und Lokalredakteur) morgen denn bloß sagen?

„Wissen Sie, dass Sie weit unter Tarif bezahlen, der Bafögsatz höher ist und selbst Aldi seinen Auszubildenden zur Verkäuferin mehr Gehalt bietet?“

Soll ich sie fragen, was für eine Existenz sie von jenen Akademikern, von denen sie die Verfügung über ein Auto erwarten und ihnen mit dieser Prämisse 650.- Euro für einen Vollzeitjob bieten, annehmen? Ob jene vielleicht in Zelten nächtigen sollen? Oder schmarotzerhaft bei all jenen, die über mehr liquide Mittel verfügen?

Jeder Gedanke an das morgige Gespräch erzürnt mich. Diese finanzielle Diskriminierung schreit zum Himmel, zumal sich wahrscheinlich – aufgrund der desolaten Arbeitsmarktsituation – jemand finden wird, der diese Beschäftigung zu deren Bedingungen ausüben wird.

Ich weiß nicht, wie ich mich – im persönlichen Gespräch rhetorisch völlig minderbemittelt – adäquat mitteilen könnte. Ich befürchte nicht, dass ich verbal über die Stränge schlage, nein, dass passiert mir garantiert nicht. Die Befürchtung liegt eher im gänzlichen Gegenteil, nämlich in der Annahme dessen, dass ich mich über das Thema Gehalt völlig ausschweigen werde, obwohl es mich emotional so aufwühlt und ich ja eigentlich meinem Unmut einmal Stimme verleihen möchte.

Ich würde mich einfach nur gerne sachlich mit ihnen darüber unterhalten und auch wissen, warum sie diese niedrige Vergütung veranschlagen, wobei mir einzig die Antwort „die Nachfrage bestimmt die Höhe“ glaubhaft schien. Alles andere wären für mich sehr wahrscheinlich nur ablenkende Phrasen.

Irgendwie kann ich mich heute einfach nicht beruhigen!

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Auf der Jagd nach dem zu ergründenden Juwel des künstlerischen Ichs – oder: Die Suche nach den Power-Walking Schuhen! (geschrieben am 13.04.04, 22:50 Uhr)
Anders als auch nur ansatzweise angedacht verlief der heutige Tag, den mein Pan und ich aufgrund seines freien Tages einander wieder zusammenraufend harmonisch und partiell nun doch schon zukunftsblickend auf der Jagd nach einem Paar speziellen Schuhen, die wir bei Aldi zu ergattern gedachten, verbrachten.

Im Laufe des fortschreitenden, anfänglich noch jungen Morgens, entwickelte sich das „Wir-fahren-mal-kurz-vor-dem-Duschen-und-Frühstücken-schnell-zum-Aldi-Vorhaben“ zu einem Kampf mit der Zeit, da die „Power-Walking-Schuhe“ scheinbar das Interesse vieler geweckt zu haben schien.

Weder mein Pan noch ich waren zu irgendeinem Zeitpunkt in unserem Leben so früh wie heute (40 Minuten nach Ladenöffnung) in einem Aldi, wobei uns die tagesgewonnene Erfahrung lehrte, dass wir, wenn wir wieder einmal etwas in einem Prospekt entdecken, das wir unbedingt unser eigen nennen wollen, einfach planmäßig früher, d.h. mit Wecker, aufstehen müssen, um dem Duell mit der Zeit und den kaufhungrigen Interessenten einen Schritt voraus zu sein.

Vor und in jedem der aufgesuchten sechs (mehr kannte ich in der näheren Umgebung auch nicht, davon abgesehen verminderte die große Nachfrage mit jedem verstreichenden Augenblick die Aussicht auf noch anzutreffende Ware) Aldifilialen, die wir aufsuchten, bot sich das gleiche, uns zunächst unbekannte, dann aber immer vertrauter werdendere Bild: Parkplätze, deren Kapazitäten wir in diesem Maße noch nie angefüllt sahen und Menschen, die die von den Nachrichtensendern im TV eingespielten Szenen zur Eröffnung des Winter- bzw. Sommerschlussverkaufes nachzuspielen schienen, indem sie die Wühltische zur Arena des Gefechts erklärten.

Die Faszination dieses Umstandes aber recht zügig akzeptierend unterwarfen wir uns – Dank unserer chamäleonhaften Anpassungsfähigkeit - dieser agilen Kulisse und tauchten im mitmachendem Gewühl der Masse unter, wobei das anvisierte Objekt der Begierde nach den oben erwähnten Besuchen in den diversen Geschäftsstellen nur partiell (andere Farbe und Größe) erworben werden konnte.

Erheiternd war es aber dennoch, da wir von mal zu mal mehr Routine entwickelten und trotz schnell eingelebter Kenntnis der Unauffälligwirkenden doch immer wieder den Kopf ob dieses Verhaltens schütteln mussten.

Ein „sich-schmuddelig-fühlendes“ Abenteuer war es zudem, da wir beide noch nie ungeduscht das Haus verließen und ich unter meinem Pulli noch mein „Schlaf-T-Shirt“ trug. In dieser eigens angestellten sozialstudiengleichen Experimentierlaune wagten wir dann tatsächlich auch noch den Gang in die Innenstadt, um dem Pan eine der beiden Uhren, die Swatch anlässlich des im Januar stattgefundenen fünfundsiebzigsten Geburtstag des legendären Comic-Helden von Hergé, Tim und Struppi, dem Swatch in Erinnerung an die weltweit bekannte Persönlichkeit des geistigen Vaters mit zwei eigens dafür kreierten Uhren Tribut zollte, zu erwerben.

Wie so oft entschwand die Zeit (auch mit Uhr - oder gerade deshalb?) im Nichts. Um 16:32 Uhr (da fuhr der Zug gen Osnabrück) hieß es voneinander Abschied nehmen. Auch wenn jener mit dem Schmerz des Alleinseins versehen ist, diesmal hatte ich aufgrund unserer heutigen Gespräche ein wenig Zuversicht und Stärke in mir. Die gemeinsam ausgesprochenen und gebrainstormten Gedanken über die Möglichkeiten der Zukunft warfen für einen kleinen, glaubenkönnenden Moment Licht in das Dunkel meiner vielen Zweifel, die mich über einige Stunden zum Scherzen veranließen, weil sich der Glaube an eine Durchführbarkeit so wundervoll anfühlte, obwohl ich nicht wüsste, wo ICH, die im spielerischen Denken den Titel „Künstler“ trug, einen Markt des Interesses wecken könnte?!

Mein Pan glaubt seltsamerweise immer an mich und meine Fähigkeiten, was ich zwar sehr rührend und bewundernswert finde, doch irgendwie denke ich, dass es irgendwann einmal zu einem Knall der Erkenntnis kommen wird, wo er enttäuscht zu Boden blickt und sich eingestehen muss, dass der Wunsch Vater seines Gedanken war, obwohl es mir natürlich lieber wäre, wenn ich dieses Urknallerlebnis erfahren würde und ich mir selbst eingestehen könnte, was ich mir ersehne, aber nicht daran zu wagen glaube - (m)ein Talent.

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Ach so, der heutige „Aldihoppinggtrip“ brachte unter anderem auch noch folgendes zu Tage: In einer Filiale offerierte ein riesiges Plakat freie Ausbildungsstellen zur Verkäuferin, wo sie mit folgender Ausbildungsvergütung für sich warben:

1. Jahr: 713.- Euro
2. Jahr: 873.- Euro
3. Jahr: 943.- Euro

Tja, was soll ich dazu sagen? Dass man mir für das inzwischen mehrfach angesprochene Volontariat, bei dem nicht nur Abitur, sondern auch ein Hochschulstudium und die Verfügung über ein Auto erwartet wird, 650.- Euro (1.Jahr) und 750.- Euro (2. Jahr) anbot?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger begreife ich es.

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Montag, 12. April 2004
Ein Leben namens Seifenblase
Es gibt Menschen, die sich am Leid der anderen erfreuen. Ich glaube nicht, dass es von jenen viele gibt, die das öffentlich eingestehen würden, aber ihr Handeln und Verhalten sprechen eine erschaudern lassende und unverkennbar unüberhörbare Sprache.

Ich weiß nicht, ob ich auch so bin? Ich selbst würde es verneinen, aber die Wahrnehmung der Realität obliegt nun mal jedem einzelnen subjektiv, insofern trifft mich der Hauch des – auch wenn der kommende Begriff überzogen wirken sollte – mit Wortpfeilen schießenden Sadisten ja vielleicht auch?!

Warum sind (wir) Menschen so?

Muss nicht in jedem Wirken ein Sinn stecken, weswegen man so handelt wie man handelt?

Und wenn man das als Prämisse zugrunde legt, um wie viel mehrfach erschütternd wirkt dann erst die Aussage der ersten Zeile!?

Ich kann mein Fühlen nicht abstellen, bin dafür viel zu sehr Mensch, aber ich versuche das Leben von mir fernzuhalten, um es nicht so intensiv empfinden zu müssen, wenngleich mir das nicht wirklich oft gelingt.

Ich vertraue mir, obwohl mir das Vertrauen in mich und das Zutrauen zur Welt und zum Leben fehlt.

Ich erwarte kein Verständnis, rechne stattdessen sogar mit Widerspruch, auch wenn ich mir wünschte, dieses Gefühl für andere einmal emotional erfahrbar und damit vielleicht sogar begreifbar machen zu können. Worte vermögen es nicht!

Ich bin des Taktiertwerdens (bewusst eingesetztes und zielgerichtetes Handeln, um etwas zu erwirken) satt. Vielleicht bin ich wirklich minder bemittelt, aber das durchschaue ich gerade noch.

Ich mag keine Spielchen, denn sonst platzt irgendwann das Leben, das sich Seifenblase nennt.

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Dienstag, 6. April 2004
Das "erste Mal"
Nachdem ich letzte Woche bereits vergebens das Atelier eines Bildhauers, der sich als einer von mehreren Künstlern für das Würzburger Pilotprojekt „Kreativer Freiraum“, in welchem Kinder von 8 bis 12 Jahren unter professioneller Anleitung schöpferische Techniken aus Kunst und Handwerk in diversen Werkstätten kennen und anwenden lernen, anbot, aufsuchte (und das obwohl ich mich an den zeitlichen Vereinbarungen des mir ausgehändigten Flyers: „Immer montags bis donnerstags von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr sind die Künstlerwerkstätten geöffnet und erwarten kreative Kids voller Tatendrang“ orientierte), arrangierte ich, die Vorsitzende der Jugend-Kunst-Initiative diesbzgl. um Rückruf betend, in Absprache mit ihr für heute ein Interviewtermin (der erste in meinem Leben!), um für meinen neuen Artikel im Leporello, dem Kulturmagazin, aktuelle und hintergründige Informationen zu erhalten.

Vorteilhaft kam mir entgegen, dass auch sie selbst als freie Künstlerin tätig ist und ich in diesem Belang während meines Besuchs vor Ort, wo sie zu jenem Zeitpunkt eine „Stelzenbaugruppe“ leitete, schon die ersten Bilder (ich möchte natürlich verschiedene Werkstätten aufsuchen, um meine schriftliche Ausführung mit visualisierter Vielfalt schmücken zu können, schließlich sind drei Bilder zur Veröffentlichung vorgesehen) für meinen Artikel „einfangen“ konnte.

Dass ich mehr als nur nervös war, brauche ich wohl nicht weiter zu erläutern. In Absprache mit meinem Pan setzte ich elf (mehr fielen mir nicht ein) Fragen auf, die ich aufgrund ihres Zahnarzttermins (und dabei hatte sie den Zeitpunkt des heutigen Treffens bestimmt) dann aber doch ganz zügig durchziehen musste.
Ich bin mir noch unsicher, was ich von dem ganzen Gespräch halten soll. Vielleicht mangelte es ihr an Zeit wegen des Termins beim Dentisten, doch eigentlich müsste sich mir gegenüber doch recht aufgeschlossen verhalten, schließlich geht es ja auch um ihre Publicity. Einige (wenige) Male hat sie mich antwortend auf den Internetauftritt verwiesen, den ich natürlich kenne, was ich u.a. auch im Gespräch erwähnte, aber ich hätte doch irgendwie etwas mehr Enthusiasmus und spürbaren Einsatz für das Vorhaben des Vereins erwartet, aber ich will mich hier nicht über sie beklagen, definitiv nicht!

Wer weiß schon, welche Gefühlslagen und dessen bedingende Ursachen dem Menschen zum Zeitpunkt eines Aufeinandertreffens innewohnen?

Vielleicht war sie traurig, vielleicht müde, vielleicht hatte sie Kopfschmerzen, ... !?!

Vielleicht waren ja auch meine Erwartungen zu hoch, wie so ein Interview ablaufen müsste und ich benötige einfach nur noch die Reife, das vermeintlich Spektakuläre auf einer unspektakulär-sachlichen Ebene zu nivellieren?

Morgen Mittag erfolgt ein weiterer photokomplettierender Besuch bei dem eben erwähnten, letzte Woche vergebens aufgesuchten, Kunstbildhauer, auf dessen Fahnen „Plastisches Gestalten in Holz und Stein“ geschrieben steht.

Bin gespannt!

Am Vormittag werde ich die erste textliche Rohfassung aufzusetzen versuchen, doch bei meinem Talent, mich in etwas hineinzusteigern, weil ich es vortrefflich zu gestalten erstrebe, wird sich das in den wenigen Stunden wohl kaum realisieren lassen.

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