Dienstag, 6. Juli 2004
Grenzgänger
Ich muss und möchte lernen, anderen Grenzen zu setzen, die ich ziehen muss, um mich selbst zu schützen. Gerade jetzt habe ich einmal mehr das Gefühl, dass meine heutige Grenze von jemandem, der diese Zeilen selbst nie lesen wird, überschritten wurde. Ich muss nicht immer über alle Maßen höflich sein, bloß damit andere nicht traurig sind. Irgendwann sollte ich mir selbst einmal so wichtig sein, dass ich mich selbst, den gesunden – und nur den (!) - Egoismus berücksichtigend, als so wertvoll erachte, dass ich, von Notsituationen abgesehen, zunächst einmal dafür sorge, dass es mir psychisch und physisch gut geht, um in Folge dem freundschaftlich oder gesellschaftlichen sozialen Engagement nachzukommen.

Wie plump und unachtsam manche Menschen doch sind, obgleich sie denken, dass ihr Verhalten korrekt ist!

Andererseits lote ich selbst gelegentlich die Grenzen des Gegenübers aus, um zu erfahren, wie weit er/sie zu gehen bereit ist, um sukzessive, mit Hilfe dieser Erfahrung, mein Menschenbild in einen größeren Gesamtzusammenhang, der Zeit zur Reife benötigt, zu bringen.

Und wieder packt mich die Müdigkeit. Bin heute morgen mit dem Pan schon irgendwann um 05:00 Uhr morgens aufgestanden, so dass mein wiederkehrendes Einnicken beim Schreiben dieser Zeilen nicht weiter verwunderlich ist.

Nachdem mich am Wochenende ein Backenzahn mehrfach geplagt hat, konnte ich mich heute dazu durchringen, einen Termin beim Zahnarzt zu arrangieren, wobei ich als „alte Schissermaus der Nation“ am liebsten nichts davon wüsste, aber ich weiß ja auch, dass das Leid durch Ignoranz, die in der Vermeidung des Zahnarztbesuchs läge, nicht weniger wird....

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Samstag, 3. Juli 2004
Das Ziel vor Augen, den Wunsch im Herzen und die Bürden dieses Weges
Was für eine strapaziöse Woche! Nicht, dass mir alle Ereignisse, die vornehmlich - auch in den Abendstunden - beruflicher Natur (habe zuletzt gestern Abend auf dem Schauplatz einer im 12. Jahrhundert erbauten Burgruine, der Clingenburg, die einen wundervollen Ausblick über das Maintal und den angrenzenden Spessart und Odenwald gewährt, Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ genossen) waren, missfielen, doch für die Aufnahmekapazität meiner mir selbst geschaffenen, in der Gewohnheit weilenden Seele, die ihren Alltag nach der berufsbedingten Pflicht vornehmlich damit verbringt, Ruhe zu suchen, waren diese ganzen letzten Tage, unabhängig davon, dass sie auch den Kunstsinn ansprachen und inspirierten, eine Überflutung meiner Wahrnehmungsmöglichkeiten, die aufgrund der relativ pausenlosen Aneinanderreihung kaum Platz zur Verarbeitung ließen.

Im Augenblick verspüre ich lediglich eine mich von innen tief durchflutende Müdigkeit, der ich mich heute mit Präferenz zur Faulheit sehr gerne ergebe, obgleich der Abend einige veranstaltungsbedingte Möglichkeiten zum Vertreib (Altstadtfest in Tauberbischofsheim, Würzburgs legendäre Kiliani, für die ich am Donnerstag bei der Pressebegehung überraschend viele Freikarten erhielt, Mozarts kleine Nachtmusik im Hofgarten der Residenz oder die „MTV Campus Invasion“, deren Töne bereits jetzt zu mir herüberschwappen) bietet. Im genaueren Nachdenken über die Gestaltung des heutigen Abends formiert sich doch ein großer Wunsch heraus: Musik hören oder TV sehen mit dem Pan. Eins von beiden, je nachdem, was uns vorzugsweise beliebt.

Ansonsten ärgere ich mich schon die ganze darüber, dass ich, was das Verfassen von Texten betrifft, kaum etwas veröffentliche, und ich deshalb in dieser Hinsicht – im Vergleich zu den Mainpostvolontären, die nicht nur täglich eine Zeitung herausbringen (wir nur zweimal die Woche) – ins absolute Hintertreffen gerate. Natürlich geht es mir nicht darum, dass ich irgendwo meinen Namen geschrieben sehe, es geht mir vielmehr um die Übung, die Routine, die mir so sehr fehlt und die mich, wenn ich denn tatsächlich mal einen Artikel schreiben darf, zeitlich so vereinnahmt, während andere, eben aus dieser Gewohnheit heraus, mir zeitlich so überlegen sind. Es gibt so viele andere, kleine, zeitverschlingende Tätigkeiten, die diesen Wunsch fast immer verhindern, wobei ich manchmal auch denke, dass Kai, der für mich zuständige Redakteur, dem ich hiermit aber definitiv nichts Schlechtes nachsagen möchte, die Aufgaben lieber selbst erledigt, auch weil die Ausgabe dann WESENTLICH zügiger fertig ist, als wenn ich mit meinem Laienverständnis erste zeitintensive „Gehversuche“ starte. Ich erwähnte es kürzlich schon einmal: Ich möchte eine vorzügliche Redakteurin, der absichtlich keine Steine in den Weg geworfen, andererseits auch aber auch nichts geschenkt wird, werden. Ich möchte aus Leistung heraus, die ich mir selbst – mit Anleitung von Außen - erarbeitet habe, glänzen. Nicht mehr, aber unter keinen Umständen weniger ist mein Ziel, das ich unter den derzeitigen Bedingungen leider sehr gefährdet sehe.

Ich wünschte, ich könnte in irgend einer Zukunft einmal so vortrefflich schreiben, dass bei den Menschen, die meinen Namen unter einem Artikel lesen, eine positive Assoziation, eine Art stille Anerkennung und Wertschätzung entsteht, weil sie sich in dem, was sie lesen, gut aufgehoben, akzeptiert, ernst genommen und geachtet fühlen.

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Mittwoch, 30. Juni 2004
Zwangsjacke oder Therapie?
Vielleicht sollte ich doch in Therapie? Allmählich bewerkstellige ich mein Leben nicht mehr. Ich will es alleine leben können, will mich nicht mehr unterwerfen, aus Höflichkeit anpassen müssen. Immer ist es nie genug, was ich gebe. Warum sind die Menschen mit dem, was ich freiwillig (manchmal sogar nur aus schlechtem Gewissen heraus) gebe, nicht zufrieden? Ich will mich diesem Druck, nicht genügend zu sein, einfach nicht mehr aussetzen. Vielleicht sollte ich mich isolieren, mich dem allem entziehen, mich auf nichts mehr einlassen, gar nichts mehr geben, wieder im Internet leben, wo mir niemand zu nah kommen kann. Ich will nicht – und schon gar nicht mit nonverbal-emotionalen Methoden -, dass jemand etwas von mir einfordert.
Mein Schwachpunkt ist das schlechte Gewissen, das man mir sehr zügig und gut aufladen kann, wodurch ich aber viel zu leicht lenkbar bin. Mir ist das alles zuwider. Ich möchte auch mal in Leichtigkeit schwelgen können. Vielleicht bin ich ungerecht und unfair, weil ich mich mit meinem Anliegen selbst in den Mittelpunkt stelle, das sozial agierende Miteinander aber mindestens immer aus zwei Personen besteht? Ich weiß nicht, ob es so ist?! Wie auch immer, meines Erachtens kann es nicht der richtige Weg sein, seine eigenen gesunden Grenzen zum Wohl eines anderen zu übertreten, nur damit dessen aufkeimende oder existierende Traurigkeit reduziert bzw. dezimiert wird. So kann Leben nicht funktionieren!

Wer sieht bis zum Grund des dunklen Ozeans, wo der Morast der daseinsbedingten Prägung in den tiefsten Schlammschichten weilt, die das Ergebnis der verschiedenen Lebensbewälttigungsstrategien aufsummieren und insofern ein anderes Agieren verhindern?

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Freitag, 25. Juni 2004
Mit sich ungeduldige und trotzende Pe
So szenisch skurril, interessant, fremdartig und überraschend anders als erwartet die letzten beiden Tage – gestern bei Gericht, heute im Gefängnis – auch waren, sie hinterlassen, zumindest bei mir, eine körperliche Ermattung, die mich heute sicherlich wesentlich früher als diese Nacht, in der ich bis drei Uhr morgens noch an dem Artikel, der heute früh um neun Uhr den Verantwortlichen vorliegen musste, über die Verhandlung schrieb, ins Reich des Schlafes entlässt.

Nachdem ich gestern sehr rasch ungeduldig mit mir wurde und mich das Gefühl des Nichtkönnens zusehends mehr vereinnahmte, geriet ich in trotzenden Konflikt mit mir selbst, der mich bis in die späten Abendstunden an einem Vorankommen hinderte. Lediglich das Bewusstsein, dass ich den Artikel unbedingt benötigte, zwang mich zu sehr später nächtlicher Stunde dazu, diesen Kampf gegen das eigene Versagensgefühl wieder aufzunehmen, was sich tränenreich und zuversichtslos gestaltete, obwohl ich ihn gegen drei Uhr morgens, aber das erwähnte ich ja bereits, fertig hatte. Mittlerweile bin ich wirklich gespannt, was die Verantwortlichen im Einzelfall morgen in der Abschlussrunde zu den jeweiligen Artikeln sagen werden, soweit das heraushörbar ist, und welche Kriterien einen löblichen Bericht ausmachen.

Wir werden ja sehen!

Momentan packt mich, wie so oft in letzter Zeit, einfach nur diese Müdigkeit, der ich mich im Anschluss sofort ergeben werde.

Möge eure Nacht eine traumreich-wohlige sein!

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Mittwoch, 23. Juni 2004
Fremder, dafür aber lieber Besuch, der die Zweifel am eigenen Ich dennoch nicht ausräumen kann
Ich frage mich nach wie vor, ob es an mir liegt? Bilde ich es mir ein, dass man mich bei den Volontärstagen schneidet? Begünstigt das vielleicht irgendeine Verhaltensweise von mir? Was mache ich nur falsch?

Bevor ich unser Blatt kannte, habe ich es, dem Augenschein nach, auch für ein miserables gehalten, diese Meinung, was die redaktionellen Belange betrifft, aber inzwischen revidiert. Von der Herkunftsquelle des Mediums bin ich an den Volontärstagen in der Regel ein Außenseiter, da unser Verlag, ein Unternehmen der Mainpost, nur einen Volontär, sprich mich, ausbildet und ich dadurch quasi zwangsläufig zu einem externen Anhängsel der anderen zwölf Mainpost-Volontäre werde.

Ich kann nicht sagen, warum es in dem dieswöchigen Seminar „Justiz und Presse“ anders ist und uns „Mainpostlern“ (obwohl ich vom subjektiven Empfinden nicht sagen kann, dass sie mich zu sich zählen), wenn ich das mal so salopp formulieren darf, auch andere Medienvertreter, soll heißen weitere Außenseiter, beiwohnen. Mir kam dieser Umstand allerdings sehr gelegen, denn so lernte ich heute Cordula von TV Touring kennen, die dort - aus meiner Sicht müsste ich fast leider sagen, da das auch zur Folge hat, dass ich sie auf künftigen Volotagen nicht mehr antreffen werde - vor zwei Wochen ihr Volontariat beendete. Mir war ihr Gesicht völlig fremd, sie hingegen meinte, dass sie mich kennen würde. Nach einiger Zeit der eruierenden Konversation enträtselten wir diese erinnerungsbehaftete Divergenz: Sie kannte mich von der Uni, an der wir beide, wenn auch mit unterschiedlichen Nebenfächern, Soziologie studierten und sogar beide im gleichen Jahr den Abschluss machten. Ich kann das Gefühl der Freude, das mir dieses völlig komplikationslose und offene Geschöpf mit ihrer Ansprache bereitete, gar nicht in Worte kleiden. In der Mittagspause hastete ich mal kurz zu Thomas und Kai hinauf, um ihnen mitzuteilen, dass heute das erste Mal jemand mit mir gesprochen hätte. Andererseits war es auch unglaublich traurig, da mir meine Ratio zweierlei zu verstehen gab: An den gewöhnlichen Volontärstagen nehmen sowieso nur „Mainpostler“ teil und selbst wenn nicht, Cordula würde keinem zukünftigen mehr beiwohnen, da sie ja nun seit zwei Wochen Redakteurin ist.

Als sie verlauten ließ, dass sie morgen sehr wahrscheinlich nicht mit im Gericht dabei sei und ich sie fragte, was sie dazu sagen würde, wenn ich sie vermissen würde, erwiderte sie: „Es würde mich ehren, wenn das der Fall sei“. Ist das nicht lieb?

Zurück zu unserem Blatt und meiner vielleicht irrigen Annahme, dass die zwölf Volontäre der Mainpost unser kostenfreies Produkt, das sich ausschließlich durch Anzeigen finanziert, während ihre Zeitung verkauft wird, belächeln. Vielleicht bilde ich es mir ja wirklich nur ein?! Vom Gefühl – und das ist natürlich immer subjektiv – her würde ich schon behaupten, dass sie sich als etwas Besseres fühlen (ich selbst hatte, wie weiter oben erwähnt, keinen guten Eindruck von unserem Blatt, wie sollen also sie einen anderen, gar besseren Eindruck haben?), was den faden Beigeschmack der Minderwertigen in mir zurückließ. Sobald ich einen Vergleich mit ihnen ziehe, halte ich keinem stand, ziehe immer den kürzeren.

Morgen sollen wir nach den Gerichtsverhandlungen einen Bericht schreiben, was ich noch nie umgesetzt habe, wobei mir all jene, die ich heute willkürlich danach fragend, darauf hin ansprach, schon etwas veröffentlicht haben, was mir nur noch mehr Angst macht. Ich habe weder einen Leitfaden noch den Hauch einer Ahnung, was bedeutsam und erwähnenswert ist. Die Artikel sollen wir mittags schreiben und sie dann einem Richter, der sie auf juristisch-inhaltliche Richtigkeit überprüft, und einer Gerichtsjournalistin per Mail senden, die sie nach anderen Kriterien bewerten wird, wobei das ganze dann am Freitag in der Podiumsdiskussion einzeln erläutert und der Beste prämiert wird. Um der Blamage zu entgehen, würde ich am liebsten gar nichts schicken. Ich glaube, das wird eine extrem peinliche Angelegenheit für mich werden. Im Augenblick bin ich sehr verunsichert und denke, dass ich den qualitativen Ansprüchen in keinster Weise genügen kann.

Inhaltlich gestaltete sich der heutige Tag, bei dem wir einen Vortrag samt Diskussion über Untersuchungshaft, der strafrechtlichen Verfolgung von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, richterliche Erfahrung zum Opferschutz sowie die Grundsätze des Zivilprozesses hörten bzw. uns daran beteiligten, weitaus kurzweiliger als der gestrige, obwohl wir heute erst eine Stunde später aus den Sitzungsräumen hinauskamen.

Und zwischendurch schweifen meine Gedanken auch immer wieder zum 15. August, der Tag, an dem ich Planlose für drei Wochen nach Bad Kissingen muss, um dort die Urlaubsvertretung samt Zeitung zu machen, obwohl ich auch davon (noch?) nichts verstehe. Ob sie mich, wenn ich versagen sollte, entlassen werden?

Die Müdigkeit, sie lähmt, kann kaum noch klare Gedanken fassen ...

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Dienstag, 22. Juni 2004
Nutzung von regenfreien Zeitlöchern
Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem mein Telefon eine Endlosklingel zu haben scheint. Ich bin jetzt knapp vier Stunden zuhause, habe davon aber schon über 2,5 Stunden damit verbracht, fünf Gespräche zu führen. Auch wenn ich mich wirklich (ehrlich!) über Anrufe freue, das war mir dann doch zuviel. Habe gegen frühen Abend versucht, einen Blog zu verfassen, aber jedes Mal, wenn ich ein Telefonat beendet hatte und ich mich gedanklich gerade wieder auf die mich leitende Stimmung einlassen konnte, läutete es erneut. Inzwischen ist mein Kopf mit den vielfältigsten Informationen angereichert, hinzu kommt die durch die vorangeschrittene Zeit bedingte Müdigkeit, so dass ich mich im „emotionalen Denken“, das ich zu virtuellem Papier bringen gedachte, gehandicapt fühle.

Mit dem legendären Umsonst&Draußen-Festival, dem klangreichen Mozartfest, dem erwartungsreichen Badeentenrennen sowie dem 100-jährigen Hafenfest war das vergangene Wochenende in Würzburg – neben weiteren unerwähnten anderen Highligts – veranstaltungstechnisch ein kulturell sehr vielfältiges, an dem ich gerne den einen oder anderen Event besucht hätte, wobei die Wettergötter diesen Outdoor-Vorhaben leider nicht huldigten und ich, als meiner Haare wegen eitle Person, unter diesen regnerischen Umständen auch nicht hinaus zu gehen bereit war.

Die Betrübnisse über das Nichtaufsuchen der oben erwähnten Veranstaltungen mich durchdringend wahrnehmend, nutzte ich das gestrig mittägliche regenfreie Zeitloch, um das sich in unserer Stadt nun schon zum dritten Mal ereignende Badeentenrennen, bei dem mehr als 3.000 bunt schnäbelnde Konkurrenten gegeneinander antraten, zum ersten Mal zu besuchen, während bereits zu diesem Zeitpunkt der Kleine König und Claudia beim Pan eintrudelten, wo neben der Montage von mehreren Lampen ein saftig-lockerer Schokoladenkuchen auf seinen Verzehr wartete.

Dass diese Woche Volontärswoche ist, hatte ich kürzlich bereits angedeutet. Offiziell tituliert sich dieses juristische Unterfangen als Seminar für Justiz und Presse. Neben der meist trockenen Materie war der in Bälde auf die Pension zusteuernde, akustisch Theo Lingen gleichende Dozent (Präsident eines Gerichts und Prof.) durch seinen ausgeprägten unterfränkischen Dialekt, den er neben einigen stimmbruchähnlichen Aussetzern, die ihn in ca. 3-5 Minuten Abständen unkontrolliert überkamen, doch recht amüsierlich, obwohl ich ihn hierdurch natürlich nicht lächerlich machen möchte. Heute Morgen durften wir (Volontäre) uns auch für den am Donnerstag anstehenden Besuch im Gefängnis in die Liste derer eintragen, die am Mittagessen dort teilnehmen wollen. Auf dem Speiseplan stand, ohne weitere Auswahl, Apfelkuchen mit Vanillesauce, Kompott und Kaffee. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich gerne meine Kamera (rein zur Sachinfo, nicht zu hetzerischen Zwecken) mitgenommen, was aber leider nicht erlaubt ist. Vielleicht gelingt es mir ja auch in Ansätzen, die dort gewonnenen Eindrücke in Worte zu fassen, obgleich die Unterstützung von Bildern meiner Meinung nach immer bekräftigend wirken.

Wir werden ja sehen ...

Am Mittwoch steht erstmal der Besuch im Gericht an, wo wir an mehreren Verhandlungen, über die wir in Folge berichten sollen, an.

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Wo bleibt der Sommer?
Ich weiß, dass es unangemessen wäre, diesen Sommer mit dem letzten zu vergleichen und doch frage ich mich, wo er bleibt? Die visuellen Ansätze sind mitunter ja ganz vielversprechend, so auch jetzt, wenn ich den Blick aus meinem großen Fenster in die goldene Abendstimmung schweifen lasse, allein die Temperaturen sind jene, die noch ein wenig hitzerale Unterstützung bräuchten. Kalendarisch betrachtet beginnt heute der Sommer, was meines Erachtens paradoxerweise damit einhergeht, dass die Tage nun leider wieder kürzer werden. Logisch finde ich das nicht! Subjektiv betrachtet bringe ich mit dem Begriff „Sommer“ Licht und Wärme in Verbindung und in dieses Bild passt die Reduzierung an tagesspendender Helligkeit einfach nicht hinein, zumindest nicht am Anfang des Sommers.

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Mittwoch, 16. Juni 2004
Tücken der Nacht
Mit Tränen in den Augen erwachte ich heute Morgen. Es war ein Traum, der mich selbst noch nach dem Dämmerzustand so sehr traf, dass ich selbst nach dem Erwachen weiter weinte.

Thomas hatte mich - im Traum - meiner Faulheit, meines Zuspätkommens, und des wenigen Arbeitens wegen beim Chef angeschwärzt, was dazu führte, dass mein längeres Verweilen im Verlag überdacht wurde und eine, zumindest meiner Einbildung nach, für mich nahe liegende Kündigung anstand, was mich, da ich die Phase der Arbeitslosigkeit nach langem Suchen gerade mal überwunden habe, innerlich total niederschmetterte. Mit dem Gedanken an die potentielle Entlassung saß ich mit in die Hände versunkenem Kopf fassungslos auf einer Bank, als sich um mich plötzlich einige Kinder versammelten, die mir nicht nur Teddybären und andere Kuscheltiere zum Trost schenkten, sondern mir auch verbale („wir lassen das nicht zu, dass man Dich, ausgerechnet Dich, die wir Dich so schätzen, entlässt“) und emotionale Unterstützung (Umarmungen, Wangen- und Rückenstreichler) zukommen ließen.

Der unerwartete Zuspruch rührte mich so sehr, dass der bis dahin noch aufzuhaltende angestaute Kummer über die Sorge des Arbeitsplatzverlustes sich zunächst als kleines ausbreitendes Rinnsal, das dem Gesetz der Schwerkraft über mein Wangen hinab zu laufen begann, einen Weg des Ausdrucks suchte. Die für mich von den Kindern gestartete Initiative fand ich dermaßen liebenswert, dass das begonnene Rinnsal der Tränen zu einem Meer aus Verzweiflung und Dankbarkeit erwuchs, dessen Fluss auch nach dem Erwachen, aber das erwähnte ich ja bereits, zunächst noch nicht endete.


Die Zeit drängt, ich darf und will nicht zu spät zur Arbeit kommen, denn ich möchte nicht, dass des Traumes ersonnene Szenen Wirklichkeit werden.

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Dienstag, 15. Juni 2004
Das Ich im Du des Wirs
Momentan habe ich das Gefühl, als verliere ich den Boden unter den Füßen.

Wo bin ich gelandet?

In unseren Breitengraden ist es schwierig, sich der kommunizierenden Konfrontation, zumal der Mensch als soziales Wesen darauf ausgelegt ist, zu entziehen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen treffen wir täglich auf Menschen, mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt, was ein Verstehen erforderlich macht.

Just dieses Verstehen ist es aber, das mir bei einigen Personen derzeit nicht gelingen will, weshalb ich zu hinterfragen beginne, warum Menschen sich verhalten wie sie sich verhalten. Irgendeine Intention muss ein (Re)Agieren doch haben?! Heute Mittag kam Peter aus der Produktion zu uns – Redaktion – herüber und fragte, ob wir eine aktuelle Tageszeitung hätten. Erklärenderweise sollte ich vielleicht erwähnen, dass sich genau vor unserem Büro zahllose bürden, aber da er ins Büro hineinkam, nahm ich sein Anliegen ernst und wollte ihm meine Ausgabe geben, wobei er dann aber ein x-beliebig andere, die ihn greifbarere Nähe lag, ergriff. „Der ist Producer“, meinte Thomas, die seien so. Was er bloß mit diesem „so“ gemeint hat?

Über Thomas bin ich derzeit sowieso etwas verärgert. Warum? Gestern morgen erschien mein erster Aufmacher auf der Titelseite. Ich hatte ihn am Freitag recherchiert und vorbereitet, fand ihn zwar nicht weltbestens, aber doch so, dass ich mich auf die gestrige Ausgabe freute. Noch am Freitag sprach ich mit ihm, da Kai nicht da war, ob alles so in Ordnung sei. Im Glauben, dass ich meinen Text original so wieder finden würde, las ich gestern Vormittag leider nicht nur einen etwas abgeänderten Text, sondern auch noch einen, in den, wenn auch sicherlich aus Versehen, Fehler hineinredigiert wurden. Als ich ihn heute Morgen darauf ansprach, erwiderte er in einem ironischen Unterton, dass im Zweifelsfall immer die Produktion die Schuldigen sein. Meine Überschriften hätte er „verschönert“.

Was soll ich dazu nur sagen?

Eigentlich hätte Thomas am Freitag den Artikel über das Heißluftballonevent, das war das Thema der Geschichte, verfassen sollen, wobei er mich dann aber fragte, ob ich das nicht machen würde, was ich bejahte. Ein bisschen fühle ich mich jetzt ehrlich gesagt hintergangen: Nachdem ich mehrere Telefonate führte, meine diesbzgl. noch vorhandenen Wissensdefizite im Internet um sachliche Informationen bereicherte und den Artikel schrieb, „verschönert“ er - unabgesprochenerweise - mein Gedankengut. Ich will nicht über ihn schimpfen, aber korrekt und nachvollziehbar finde ich sein Verhalten nicht.

Davon abgesehen scheint das Wort „Freund“ ein subjektiv interpretier-dehnbarer Begriff zu sein, der, wie bereits weiter oben erwähnt, im Umgang miteinander Verständnis erfordert, wobei mir gerade heute in vielerlei Hinsicht die Nachvollziehbarkeit dafür verloren gegangen ist. Vielleicht liegt es aber auch an mir, da ich ein anderes als das sowieso nicht genormt vorhandene Weltverständnis besitze und ich mich deshalb vielleicht verfrüht aus dem Fenster der erschütternden Unbegreiflichkeit lehne? Die Grenzen zwischen dem, was sittlich noch tragbar und dem, was es übersteigt, mögen sicherlich fließend sein, während der Versuch, entsagte Liebe in Freundschaft zu leben, in Vorhaltungen und Vorwürfen mündet.

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Sonntag, 13. Juni 2004
Drei Minuten Todeskampf
Es ist gerade mal zwei Monate (Ostern) her, da besuchten uns, d.h. meine Stammfamilie, die italienische Verwandtschaft meines Vaters, um den im Februar geborenen Neuankömmling Fabio, das erste Kind meiner vier Jahre jüngeren Schwester, zu begrüßen.

Gestern morgen erreichte mich um 08:18 Uhr folgende SMS meiner Eltern, die gerade selbst in Italien verweilen: „Hallo Patty, heute Nacht ist Onkel Mimi plötzlich gestorben. Theresa (seine Frau, die an Ostern ebenfalls mit vor Ort war) rief gegen 02:00 Uhr an. Mimi fühlte sich schlecht und war in drei Minuten tot. Er rief noch um Hilfe. Sag allen bitte Bescheid. LG Ma“

Onkel Mimi und FabioIch weiß nicht, wie ich meine Bestürzung darüber in Worte fassen kann!? Es ist nicht so sehr die Traurigkeit, die ich ob seines Ablebens wahrnehme, dazu fehlte die Regelmäßigkeit des Kontakts, die aufgrund der Ferne nicht möglich war, obgleich es natürlich furchtbar ist, dass er von uns schied. Zeit meines Lebens war er der vor Tatendrang strotzende Lebemann und Genussmensch, der das Leben liebte und lebte, wo es ihm eine Chance dazu ließ. Im Winter fuhr er Ski, im Sommer campierte er mit seinem Wohnmobil jedes Jahr vier bis sechs Wochen am Meer, während er den Frühling und den Herbst dazu nutze, organisierte Busreisen mit Freunden zu unternehmen. Nach einem deliziösen Mahl ließ er die Abende stets mit einem guten Tropfen Wein, den er sich kistenweise orderte, ausklingen, gleichwohl er weit davon entfernt war, Alkoholiker zu sein. Nicht mehr lange und er wäre in Rente gegangen. Es ist schwierig, nachvollziehbar zu machen, was ich von Kindesbeinen an, bei jedem Wiedersehen im Urlaub von ihm wahrnahm und sich im Laufe der Zeit als festes Bild in mir manifestierte. Irgendwie soll er jetzt einfach tot sein ...

Habe mir eben noch mal die Bilder von Ostern angesehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in Onkel Mimi jetzt kein Blut mehr zirkuliert und die Natur inzwischen, wenn auch durch die Kühlung im Leichenschauhaus unterbrochen, schon damit begonnen hat, ihn zu zersetzen und er, der die Größe des Raums und die Freiheit so schätzte, sein zerfallendes Dasein in dieser begrenzten Box, die sich Sarg nennt, fristet. Selbst die Photos erscheinen mir lebhaft. Sicherlich wird die meisten Menschen der Tod einer Person überraschend treffen, doch dass der Sensemann so früh an seiner Türe klopfte, kann ich im Moment noch nicht wirklich erfassen. Vielleicht ist es auch das in solchen Momenten regelmäßig wiederkehrende Bewusstsein über die Endlichkeit des Seins, die mich gestern so vereinnahmend ergriff?

„Er rief noch um Hilfe“, schrieb meine Ma. Wer schreit um Hilfe? Der, der bei klarem Verstand seine Notlage bewusst erfährt.

Wie es wohl sein mag, drei Minuten lang zu sterben?

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